Trainingslager Tag 10: Leben am Limit (Teil 2)
Am Morgen weckte uns unsanft ein heftiger Regenschauer inklusive Gewitter. Gerade noch rechtzeitig retteten wir unsere diversen Kleidungsstücke, die zum Lüften draußen hingen, vom Balkon. Beim Frühstück war die Gruppe dann angesichts der diversen Wetterapps der festen Überzeugung, dass am heutigen letzten Tag noch eine Kaffee-Abschlussfahrt durchgeführt werden kann. Als dann allerdings in aller Hektik die Koffer gepackt wurden, fing es erneut an zu schütten und zu hageln. Es wurde also beschlossen, die letzte Ausfahrt abzusagen. Was der Gruppe jetzt nur noch bevorstand, war der 4 kilometer lange Weg zum Radverleih, um die mittlerweile liebgewonnenen Räder zurückzugeben. In Anbetracht der vielen Pfützen und der fehlenden regensicheren Kleidung mussten wir diesen Weg im Schritttempo zurücklegen, um einigermaßen trocken anzukommen. Und wir stellten fest, dass 4 mallorqinische Kilometer deutlich länger sind, als 4 deutsche Kilometer.
Zurück schlenderten wir am Strand entlang. Am Hafen von Alcudia trafen wir auf die anderen unserer Gruppe (Bike-Früher-Abgebern und Rad-Selber-Mitbringer). Nach einer kleinen Stärkung und einem Koffeinkick hatten wir immer noch reichlich Zeit bis zur Abhlung durch den Flughafen-Shuttle.
Trotz der Warnungen der Mädels (Wir werden nass, wir werden nass!!!") und den bedrohlich tiefhängenden, dunklen Schauerwolken machten wir uns auf den Weg nach Alcudia-City, wo wir in unser "Stamm-Café" einkehrten. Dies sollte uns beinahe zum Verhängnis werden. Als wir das Café gestärkt durch leckerem Mandelkuchen verließen, fing es bereits leicht an zu tröpfeln. Daraus entwickelte sich relativ schnell ein sintflutartiger Regen. In der Hoffnung, es werde sich lediglich um einen kurzen Schauer handeln, suchten wir kurzerhand Unterschlupf an einer Hauswand. Die Straßen hatten sich mittlerweile in Sturzbäche verwandelt. Die Kirchenuhr schlug 15:30 Uhr. Noch 40 Minuten bis zur Abholung durch den Flughafenshuttle am Hotel. Der Regen ließ nicht nach. Warten. 15:45 Uhr. Es wird enger. 15:55 Uhr - es bleibt nur eine Möglichkeit: RENNEN! Denn es sind noch rund 2 (!) Kilometer bis zum Hotel. Der Regen durchnässte innerhalb weniger Sekunden unsere nicht wetterfesten Kleidungsstücke. Es ging also die Hauptstraße entlang, ein verwirrter Wechsel der Straßenseite zeigte das Fehlen des Bürgersteiges. Also Kommando zurück. Die Abkürzung über den 3 spurigen Kreisverkehr ließ die Situation endgültig eskalieren. Der schnellste Weg über den Kreisverkehr geht über dessen Bepflanzung. Dabei stellten wir fest, dass es sich auf keinen Fall um echtes Gras handeln konnte, sondern es aufgeweichte, ausrangierte Turnmatten des benachbarten Kindergartens waren. Wir wären beinahe darin versunken. Die Autofahrer, die den Kreisverkehr passierten, hielten uns angesichts dieses Manövers sicher für Verrückte. Mit Maximalpuls, durchnässt von außen und innen, erreichten wir schließlich gerade noch rechtzeitig und atemlos das Hotel. Zum Umziehen blieb keine Zeit, der Shuttle-Bus bog schon um die Ecke. Also schnell Koffer geholt und rein in den Bus. Leben am Limit!
Die Busfahrt zum Flughafen dauerte etwa eine Stunde und ermöglichte ein leichtes Antrocknen der nassen Klamotten. Wir reihten uns am Gate in die endlos erscheinende Warteschlange ein. Und es dauerte und dauerte. Der Mitarbeiter an unserem Gate arbeite so gemütlich, dass wir den Eindruck hatten, es handele sich um einen Zeitraffer in Slow-Motion. In Anbetracht der langen Wartezeit, blieb nicht mehr allzu viel Zeit bis zum Abheben der Maschine. Kurz vorm Ziel erschien ein großes, verlockendes gelbes M und der Hunger meldete sich natürlich. Also kurzer Zwischenstopp. Die letzten 2 Kilometer von dieser amerikanischen Fastfoodkette (wir mussten uns dringend noch mit ungesunden leeren Kalorien stärken, bevor in der Heimat wieder die gesunde Ernährung auf uns wartete) mussten wir rennen, um mit dem letzten freundlichen Aufruf "Last Call" gerade noch durch das Gate zu huschen. Leben am Limit!
Wir sahen, dass uns ein fröhlich bunter Haribo-Flieger nach Deutschland bringen würde und hofften auf gratis Gummibärchen -leider vergebens.
Hinter uns liegen zehn tolle Tage mit vielen Radkilometern, einer super lustigen Gruppe und viel Spaß. Danke Jungs! Danke auch für die fleißigen Fotografen und die Bilder, die ihr uns zur Verfügung gestellt habt.
Nun sind wir zurück im kalten Deutschland und hoffen auf den baldigen Frühlingseinbruch, um unsere erste leichte Sommerbräune präsentieren zu können.
In diesem Sinne:
Keep on riding,
Vanessa und Evelyn
Zitate des Tages:
"Das ist kein echtes Nutella - bin da Experte!"
"Leute es hagelt?!" Ja und, zieh den Helm auf!"
"Wir werden nass, ich sag´s euch!"
"Die haben die Marmelade umgestellt, hätte fast die falsche genommen. Leben am Limit!"
Willkommen zurück in Deutschland. :( |
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