Trainingslager Frankreich - Tag 3: Die Legende des Mont Ventoux

Heute stand eine besondere Tour auf dem Programm - die Erzwingung des legendären Mont Ventoux. 1912 Meter fasst dieser massive Fels. Schreckensgeschichten und Horrorvorstellungen (Tod vom Rad gekippt/14 % Steigung im Durchschnitt/Tour de France Etappenberg/Heiliger Berg/Gedenksteine/eisige Temperaturen) ranken sich um diesen Mythosberg und wurden beim Frühstück erörtert. Um die Tageskilometer nicht über zu strapazieren, luden wir unsere Räder für die ersten 60 Kilometer auf das Auto und fuhren nach Sault - am Fuße des Mont Ventoux gelegen. Hier führte vor rund zwei Wochen noch eine Etappe von Paris-Nizza hindurch. Von dort starteten wir unsere Mission: Den höchsten Berg der Region bezwingen. Die Fahrtstrecke bis zum Gipfelturm betrug 26 Kilometer und 1150 Höhenmeter am Stück.

Bei strahlendem Sonnenschein und 20 Grad ging es kurz-kurz auf einer Höhe von 700 Metern über dem Meeresspiegel los. Laut der Faustregel, nach der es alle 100 Höhenmeter um 1 Grad kälter wird, erwarteten wir bereits frische Temperaturen am Gipfel. Doch wir waren vorbereitet - die Gruppenstärksten mussten die Winterklamotten im Rucksack nach oben schleppen (Rucksack - das ist Hobby! Und verhinderte natürlich sämtliche Strava-Bestzeiten).

Je höher wir kurbelten, desto mehr Schneereste säumten den Rand der Strecke.

Ab der letzten Einkehrmöglichkeit kurz vom Gipfel - dem Chalet Reynard - verwandelten sich die einzelnen Schneereste langsam zu einer geschlossenen Schneedecke. Da unsere Französisch-Kenntnisse leider nicht ausreichten, um das Wort "FERME" im kreisrunden roten Schild zu deuten, setzten wir unsere Fahrt mutig fort. Auch die geschlossene Schranke war kein Hindernis für uns auf dem Weg zu unserer Gipfelmission. Dann kam die Ernüchterung: Drei Kilometer und 300 Höhenmeter vor unserem Ziel musste die Tour aufgrund der geschlossenen Schneedecke auf der Straße leider abgebrochen werden. So konnte der Gipfelturm nur von weitem bewundert und der Ausblick von ganz oben erahnt werden.

Trotz allem war der Aufstieg beeindruckend und ein besonderes Erlebnis. Nicht umsonst gehört diese Tour zu den 10 Dingen, die ein Radfahrer in seinem Leben gemacht haben sollte.

Nachdem wir einige Erinnerungsfotos geschossen und uns in unsere dicken Winterklamotten gehüllt hatten (das mit dem einen Grad pro 100 Höhenmeter haute nicht ganz hin, denn es war viel kälter), ging es nach einer kurzen Kaffeepause im Chalet Reynard wieder Richtung Sault.

Nach einem Dreierblock steht morgen der verdiente erste Ruhetag an.

Keep on riding,
Vanessa

Zitate des Tages:

"14 % Steigung? Da fehlt mir mindestens ein Gang!"
"Bergab fehlt mir definitiv auch noch ein Gang!"

"Da ist ein Reh - ach es könnte auch schon eine Gämse sein. Wir sind oberhalb der Baumgrenze."

"Setzt mich wieder auf mein Rad!"
 

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