Livigno Tag 7 und 8: Auf Murmeltiersuche und way to Bormio

Tag 7: Schnell ein Murmeltier...

Der Tag begann für uns mit einer freudigen Nachricht: Aufgrund des Baustellenlärms bot unsere Vermieterin an, dass wir noch einen weiteren Tag umsonst bleiben können. So ein Angebot konnten wir natürlich nicht ablehnen und reisen somit erst am Sonntag zurück in die Heimat.

In der Früh war Livigno in dicken Nebel gehüllt, sodass wir es vorzogen zunächst unsere Essensvorräte im Supermarkt aufzufüllen. Das mit den Supermärkten ist hier so eine Sache - man merkt deutlich wie verwöhnt wir in Deutschland sind. Es gibt in Livigno viele kleine Supermärkte, deren Sortimentsbreite und -tiefe jedoch geringer ist als in jedem Tante-Emma-Kinder-Kaufmannsladen. Aber wir hatten natürlich vorgesorgt und unsere haltbaren Lebensmittel aus Deutschland importiert, sodass für uns nur noch das Obst- und Gemüseregal Relevanz hatte. Und frische Sachen bekommt man ganz gut und auch preiswert.



Nach einer kleinen Shoppingtour hatte sich sodann auch die Sonne durch den Nebel hervorgekämpft und wir sattelten die Räder. Wir fuhren die Passstraße zum Passo Forcola mit einem flotten Tempointervall (getreu dem Motto: "Was schon oben? Ging aber schnell.") und surften dann über einen flowigen Trail vorbei an etlichen Murmeltieren zurück ins Tal. Die Murmeltiere stehen kurz vor ihrem Winterschlaf und ähneln von ihrer Figur her mittlerweile fetten Katzen. Es wundert mich, dass sie so überhaupt noch in ihre engen unterirdischen Gänge passen. Man hört sie schon von weitem an ihrem Warnpfiff, doch ehe man sein Handy herausgekramt hat, sind sie meist schon in den Tiefen der Unterwelt verschwunden.



Das Ende unserer Tour markierte wieder der Besuch der Latteria, schließlich hatten wir noch längst nicht alle Eissorten durchprobiert.

Tag 8: Road to Bormio

Durch den uns geschenkten Tag kamen wir nun auch noch zur letzten geplanten Tour nach Bormio. Auf dem Hinweg kämpften wir noch durch dicken Nebel, doch je mehr Höhenmeter wir hochkurbelten, desto heller wurde es. Und oben angekommen herrschte plötzlich strahlender Sonnenschein und es waren direkt 10 Grad mehr. Vorbei an zwei riesigen, azurblauen Stauseen gab es bis nach Bormio zum Marktplatz keine großen Steigungen mehr zu überwinden und wir kamen endlich mal zügig voran. Insgesamt hatte ich mir die Stadt Bormio etwas schicker vorgestellt, aber es war ganz nett und der Kuchen schmeckte auch. :)



Retour warteten dann einige Höhenmeter über den Passo di Foscagno - 22 Kilometer am Stück bergauf. Es war zwar eine zahme Steigung, aber am 7. Trainingstag hintereinander ist jede Steigung hart. Insgesamt waren meine Beine  am Ende der Tour einfach leer. Der Anstieg zog sich wie Kaugummi. Das einzige, was einen ermunterte weiter zu kurbeln, waren die Schilder, die markierten, wie weit es noch bis nach oben ist. Es fühlte sich so an, wie wenn man satt ist und trotzdem immer weiter isst. Am liebsten wäre ich einfach nur noch nach Hause gerollt. Es ist hart, wenn man nach einer so intensiven Trainingswoche am Limit ist. Aber dennoch auch schön, weil ich gemerkt habe, dass es immer noch weiter geht. Selbst wenn ich dachte, ich sei am Ende meiner Kräfte.



Der Tag klang mit einer langen Partie Tetris am Auto aus. Obwohl wir exakt so viel Gepäck wie auf der Hinfahrt hatten, wollte partout nicht mehr alles ins Auto passen. Wir überlegten kurz, ob wir dann nicht besser für immer hierbleiben - doch irgendwie ging die Klappe nach einigem hin und her dann doch noch zu.

Morgen geht es zurück nach Deutschland - eine wunderschöne und erlebnisreiche Trainingswoche geht zu Ende.

Fazit:

Die Woche in Livigno war traumhaft schön. Die Gegend ist absolut zu empfehlen. Die Trails sind alle flowig und verlangen nicht nach einem Fully. Die Anstiege warten an einigen Stellen mit fiesen Rampen auf die Biker - dort habe ich viele Körner gelassen, aber auch meine Kraftausdauer schulen können. So lange und steile Anstiege bin ich bisher noch nie gefahren. Eine lehrreiche Erfahrung gerade auch im Hinblick auf meine nächste Saisonplanung, in der einige Alpenmarathons auf dem Programm stehen werden.

Zur Wirkung der Höhenluft kann ich momentan noch keine Aussage treffen. An den ersten beiden Tagen hatte ich das Gefühl, dass ich mehr atmen muss - dünnere Luft. Meine Leistung war allerdings konstant wie auf Meereshöhe. Insgesamt war ich nach den Fahrten vielleicht etwas müder und erschöpfter als bei gleich anstrengenden Fahrten in der Heimat. Aber ob die Höhenluft tatsächlich Einfluss auf meine Leistung nimmt, wird sich nächstes Wochenende beim Leistungstest zeigen. Ich bin gespannt.

Statistik:

0 Defekte
1 Dreitausender
7 harte Trainingstage
1000 schöne Ausblicke (mindestens)
15 Kugeln Eis
3 Quadratmeter Focaccia
7 Sponser-Riegel
22 Stunden/295 Kilometer/8589 Höhenmeter
Unendlich viel Fahrspaß!

Bis dahin: Keep on riding,
Vanessa

Zitate des Tages:

"Morgen werde ich dann noch mal alle Kräfte zusammenkratzen."
"Ich glaube, das hier ist das härteste, was ich je gemacht habe."


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