Ars Natura Marathon Neumorschen - das Knock-out
Nachdem ich im letzten Jahr beim Ars-Natura Marathon in
Neumorschen das schicke Sieger-Trikot gewinnen konnte, freute ich mich auch in
diesem Jahr auf den Marathon.
Wann immer ich davon sprach wurde ich mit zwei Fragen
konfrontiert: Was ist denn Ars-Natura? Das klingt ja wie eine Bio Marke. Und:
Wo ist denn bloß Neumorschen?
Nach eingehender Recherche konnte ich die erste Frage
relativ simpel beantworten: Die Rennstrecke führt vereinzelt über den
Ars-Natura Wanderweg, der dem Marathon seinen Namen gab. Wieso genau der
Wanderweg jetzt diesen Namen trägt, ist nicht überliefert. Geografisch gesehen
liegt Neumorschen als Ortsteil Morschens neben Altmorschen, zwei beschaulichen
kleinen Örtchen nahe der A7. Schon bei meinem ersten Besuch ist mir die imposante
ICE-Brücke aufgefallen, die quasi direkt hinter dem Sportplatz liegt, der auch
heute als Start- und Zielpunkt fungiert.
Da wir den Weg einwandfrei fanden waren wir pünktlich wie
immer am Wettkampfort, früh wie immer an der Nennstelle und (Achtung, Änderung!)
früh beim Warmfahren unterwegs. Richtig, ich habe mich warmgefahren und zwar 25
Minuten lang, 10 Mal eine lockere Schleife durch den Ort. So fiel mir auch
bereits vor dem Rennen auf, das mit meiner Lenkung irgendetwas nicht in Ordnung
war. Die seichten Kurven die ich fahren wollte wurden kantig und die Lenkung
stockte in der Bewegung. Zurück bei meinem Lieblingsmenschen untersuchten wir
das Problem. Symptomatisch zeigte mein Lenker eine deutlich verlangsamte
Drehung, weiterhin wurde ein Schwellenpunkt festgestellt, der bei der
Lenkbewegung mit Kraftaufwand überwunden werden musste. Zur nachfolgenden
Diagnose zogen wir den anwesenden Mechaniker eines nahen Radladens hinzu, der
mir versicherte, dass sich dieses Problem nicht in den noch vorhandenen 10
Minuten bis zum Start beheben lassen würde. Vielmehr wäre eine eingehende
Therapie für die Lager notwendig. Die Diagnose schockte mich und ich drohte in
Panik zu verfallen. Nach eingehender Beratung mit meinem Therapeuten, äh
Lieblingsmensch, entschloss ich mich, trotzdem an den Start zu gehen. Schlimmer
werden konnte es ja eigentlich nicht mehr.
Trotzdem war ich sehr verunsichert und nervös als ich mich
im vorderen Drittel des Startblocks einfand. Der Moderator erklärte den
versammelten Sportlern noch einmal, dass die Strecke im Vergleich zum letzten
Jahr geändert worden war und die populäre Mittelstrecke nun 45 Kilometer statt
nur 38 Kilometer im Vorjahr umfasste. Mir persönlich hätten ja die 38 Kilometer
auch gereicht und die Strecke fand ich auch okay, aber mich hatte leider
niemand nach meiner Meinung gefragt.
Als der Startschuss schließlich gefallen war begann für mich
das gefühlt härteste Rennen in meiner mittlerweile dreijährigen Rennkarriere.
Hatte ich bereits im vorherigen Rennen bemerkt, dass mein Körper nicht auf 100%
lief, so fühlte ich mich heute völlig kraftlos. Bereits in den ersten Anstiegen
pochte das Laktat in meinen Beinen, der Puls war astronomisch hoch und ich
klang vermutlich wie Darth Vader beim Joggen. Von meinem eigentlich Lenkproblem
merkte ich im Eifer des Gefechts nicht mehr viel. Ich hatte ganz andere
Probleme. Die Strecke verlief gelinde gesagt wellig, um nicht zu sagen sehr
bergig. Die Anstiege zogen sich meistens über mehrere Kilometer hin, es folgten
knackige, anspruchsvolle Bergab-Passagen gefolgt von dem nächsten Berg.
Normalerweise sage ich über mich selbst, dass mir die Anstiege liegen und ich
meine Stärken am Berg sehe. Ich hoffe niemand, zu dem ich das jemals gesagt
habe, hat mich an diesem Sonntag fahren sehen.
Trotzdem hatte ich länger die einzige Frau vor mir im Blick
und war mal näher, mal weiter von ihr weg. Doch bei Kilometer 20 ist dann alles vorbei: Mir ist schwindelig und ich drohe zu kollabieren. Als ich
dann auch noch keine Luft mehr bekomme, muss ich absteigen und mich erst einmal
hinsetzten. Zwei Fahrer begleiten mich zu den nahen Streckenposten, die
praktischerweise das Rote Kreuz stellt, und übergeben mich den Sanitätern.
Nach 15 Minuten und 2 Litern Wasser geht es mir besser. Und
obwohl ich weiß, dass bei mir heute nichts mehr zu machen ist, will ich weiter
fahren. Also fahre ich wieder los, irgendwo im allerhintersten Teil des Feldes.
Der Vorteil dort ist übrigens, dass das Tempo sehr viel angenehmer ist. Doch
auch langsam sind die Berge steil, die Abfahrten kraftraubend und der
Kampfgeist dahin.
Und irgendwann kommt dann doch tatsächlich das Ziel in
Sicht. Ich bin zufrieden, dass ich es ins Ziel geschafft hab. Ich bin
schockiert über meinen Kollaps. Und ich bin total am Ende. Doch auch das legt
sich nach zwei Litern Zuckern und Coffein, sowie einigen Umarmungen. Als die
Ergebnislisten ausgehängt werden bin ich überrascht, das ich nicht nur nicht
letzte Dame geworden bin, sondern noch den 3. Platz bei den Damen
herausgefahren habe.
Man sagt ja, bei den härtesten Rennen lernt man am meisten.
Wenn das so ist, dann habe ich vermutlich jetzt meinen Doktor gemacht.
Trotzdem ist dieses Rennen für mich nicht ohne Konsequenzen
geblieben. Ein Arztbesuch bestätigt mir, dass es nicht am Training oder an der
Motivation liegt, sondern an einem Virus, der meinen Körper schwächt. Im
Klartext heißt das: mindestens 6 Wochen schonen.
Und danach werde ich mit dem Doktor in Motivationslehre
wieder durchstarten!
Evelyn
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