Mission: Come back stronger!

Eigentlich wollte ich diese Zeilen schon vor Wochen schreiben, hatte immer wieder Anfänge im Kopf – jedoch konnte ich mich irgendwie nicht aufraffen, das Geschehene zu reflektieren. Aber nun, besser spät als nie, gibt es ein Update – und es war viel los. Leider nicht nur Gutes.


Es war einmal…okay, es soll kein Märchen werden. Denn märchenhaft waren die letzten Wochen wahrlich nicht. Und vor allem kein Zuckerschlecken. Es begann mit einem ganz normalen Wettkampfwochenende Mitte Juni, von denen es in meiner Saison so viele gibt. Zielort war der Keiler Marathon in Wombach, auf den ich mich vorab lange freute – verband ich doch viele positive Erinnerungen damit.


Das Rennen begann für mich sehr gut, die Beine waren frisch und der Vorsprung groß. Mit den Gedanken wahrscheinlich schon im Ziel, stürzte ich in der letzten Traileinfahrt mit relativ hoher Geschwindigkeit in einer Schotterkurve auf den gestreckten rechten Arm. Sofort tastete ich mein Schlüsselbein ab – das war schon mal intakt. Jedoch merkte ich, dass irgendetwas nicht stimmte. Der Arm hatte keinerlei Kraft mehr und ließ sich nicht mehr bewegen. Aber egal – es war nicht mehr weit bis ins Ziel. Da ich keine Kraft mehr zum Schalten und Bremsen hatte, glichen die letzten Minuten bis ins Ziel dann einer gefühlten Ewigkeit. Zu allem Übel überholte mich dann auch noch eine Konkurrentin. Mit großen Schmerzen schaffte ich es dann schließlich über die Ziellinie als zweite Dame gesamt. Im Ziel angekommen wurden dann erst die Schäden sichtbar und der Adrenalinspiegel sank: Schaltwerk abgerissen, Sattel gebrochen, Einschlag am Rahmen. Die medizinische Erstversorgung, der ich mich eigentlich nur aufgrund meiner blutenden Wunde am Knie unterzog, warf auch einen Blick auf meine Schulter und empfahl zu Sicherheit ein Röntgen. Ich war mir jedoch ziemlich sicher, dass das schon wieder wird und morgen besser ist. Dazu muss ich sagen, dass ich sehr schmerzresistent bin. ;-)

Es wurde aber am nächsten Tag leider nicht von selbst besser, sodass ich mich sicherheitshalber doch in ärztliche Behandlung begab. Die Diagnose kam dann überraschend und versetzte mich in eine Schockstarre: Trümmerbruch des Oberarmes mit unbedingt notwendiger Stabilisation durch eine Operation, mindestens 6 Wochen keine Belastung. Direkt fühlte ich mich an meine Saison vor zwei Jahren erinnert, in der ich durch zwei Handgelenksbrüche völlig aus der Bahn gerissen wurde. Aber die Fragen „Warum ich? Warum schon wieder? Warum jetzt in der besten Saison meines Lebens?“ brachten mich kein Stück weiter.
 

Somit gab es nur zwei Möglichkeiten:

a)    Zurückkämpfen (d. h. viele quälenden Einheiten auf der Rolle inklusive sichtbar werden des Formverlustes in vollem Glanz)

b)    Das „Karriere“-Ende beschließen

Es gab eine kurze Phase, in der ich mir sicher war, dass ich nie mehr Mountainbike fahren kann, da die Bilder des Sturzes immer wieder aufblitzten. Zudem führe ich nun bedingt durch die Folgen der Stürze 15 Schrauben und zwei Platten umher – eine gewaltige Selbstzerstörung, die nun eigentlich ausgereizt ist. Die Phase des Zweifels währte allerdings nur kurz. Zu groß sind die Liebe und die Leidenschaft zu meinem Sport.
 

So wählte ich Möglichkeit a) und verbrachte fünf Wochen mit intensivem Rollentraining, unglaublich viel Trainingsschweiß, langen Wanderungen, vielen inneren Schweinehunden und dem Versuch irgendwie die Form zu retten.
 

Und ich vermisste das Radfahren so sehr: den Fahrtwind, die Freiheit, den Helm aufziehen, aus dem Keller rollen und losfahren, die Wettkampfwochenenden, die Vorbelastung, die Intervalle am Hausberg. Das führte mir vor Augen, dass ich momentan ohne den Leistungssport nicht leben will. Wenn gleich der Sport auf diesem Niveau auch die eine oder andere Entbehrung mit sich bringt, so wird dies in der Summe durch so viele tolle Erlebnisse, Begegnungen und Freuden aufgewogen.





Das Gefühl, als ich vor zwei Wochen das erste Mal wieder in Freiheit fahren konnte, glich dem Gefühl eines Kindergeburtstages, Weihnachten und Ostern an einem Tag. Und ich war einfach nur dankbar: Dankbar dafür, dass ich endlich wieder das tun kann, was ich am meisten liebe. Und ich weiß auch, dass mir diese Dankbarkeit im Trainingsalltag gerne mal verloren geht – aber es ist nicht alles Selbstverständlich und deswegen genieße ich das es nun wieder viel intensiver.

 
 
Bedingt durch meinen auf Höchstleistungen getrimmten Sportlerkörper sowie viele Stunden Physiotherapie, verlief die Heilung recht zügig und unproblematisch – was man dann wiederum als Glück im Unglück bezeichnen kann. Da ich mich formtechnisch entgegen meiner ersten Annahmen doch einigermaßen gut fühle, werde ich tatsächlich in dieser Saison noch an ein paar Startlinien stehen. Los geht es in zwei Wochen bei der Hessischen Meisterschaft im Einzelzeitfahren auf der Straße (zwar nicht meine Disziplin, aber: sicher, da ohne Feld, im abgesperrten Gelände und vor allem ohne Schotter, Bäume und andere Gefahrenstellen :D)

Ich freue mich auf den Rest der Saison und werde nun wieder regelmäßiger berichten.

Bis dahin: Keep in riding (egal was kommt),

Vanessa

  

Kommentare

  1. Dachte schon du schreibst garnichts mehr... Top das du langsam wieder Fit bist. Freue mich auf neue Rennberichte :)

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Tom! Nun gibt es wieder regelmäßig Neuigkeiten. :) Keep on riding!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts