Bergzeitfahren Schotten: Der „Mont Ventoux“ Hessens
Durch mein für Bergetappen relativ günstiges
Watt-zu-Kilogramm-Verhältnis sollte mir rein theoretisch ein solches
Bergzeitfahren entgegenkommen. Doch praktisch war ich mir am Start noch nicht so
sicher, denn als ich meinen Blick durch die Reihen schweifen lies, entdeckte
ich viele starke Konkurrentinnen. Es gab im Grunde zwei Taktiken für den
Rennverlauf:
1)
Zusammenarbeit mit den anderen Damen und
Windschatten nutzen, Vorbereitung auf einen Sprint am Ende
2)
Direkt am Start eine Lücke aufreißen und
einen Vorsprung rausfahren.
Ich entschied mich für Taktik zwei, da ich mich damit
sicherer fühlte und ich im Sprint oft den Kürzeren ziehe. Soweit so gut fand
ich relativ gleichmäßig in das Rennen und konnte mich direkt nach vorne
absetzen. Wie groß die Lücke war, wollte ich nicht wissen - ich drehte mich
nicht um, sondern fuhr einfach mein Rennen. Nach Kilometer vier überholte mich
dann plötzlich eine (vermeintliche) Konkurrentin. Oder besser: Ich sah nur
blonde, längere Locken und eine schmale Figur mit ordentlich Druck am Berg.
Hätte ich einmal genauer hingesehen – doch dazu gleich mehr. ☺ Zunächst konnte ich das
Tempo nicht mitgehen. Der Abstand blieb allerdings in Sichtweite. Bei Kilometer
10 war ich dann schließlich wieder rangefahren. Kurz vorm letzten Wurzeltrail am
Fuße des Zielhanges attackierte ich dann mit letzter Kraft und setzte mich ab.
Das war schon fast eine Attacke wie aus dem Lehrbuch. J Endlich
kam der Zielbogen in Sicht und die Zuschauer am Rand feuerten die Fahrer
kräftig an. Die Ziellinie überquerte ich mit einer Zeit von 39 Minuten als
erste Frau. Meine vermeintliche „Konkurrentin“ entpuppte sich im Ziel dann als Fahrer.
Hätte ich doch mal genauer hingesehen. Doch wer weiß, ob ich ohne meine
Aufholjagd und die Schluss-Attacke über zwei Minuten Vorsprung auf die zweite
Dame hätte rausfahren können?! J Allerdings
wird sich der blonde Fahrer doch sehr über mein komisches Fahrverhalten
gewundert haben. Für mich war es aber super Taktiktraining.
So war ich im Ziel sehr zufrieden und gleichzeitig auch
überrascht, da ich mit einem Gesamtsieg nicht gerechnet hatte.
Die nächsten zwei Wochen sind nun rennfrei und
trainingsintensiv, bevor ich dann wieder an der Marathon-Startlinie stehe.
In diesem Sinne: Keep on riding,
Vanessa
Zitate des Tages:
„Du kannst auch nicht so schnell zittern, wie du frierst.“
„Jetzt eine Currywurst mit Pommes, das wäre was.“
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