Ars Natura Marathon Neumorschen - wir kommen auf jeden Fall wieder!

„Ars Natura Marathon Neumorschen. Komm schon, das Streckenprofil müsste dir eigentlich super liegen“. Das Erste was mir dazu einfiel: Ars Natura klingt wie eine Bio-Lebensmittelmarke. Aber da ich den ersten Teil meiner Prüfungsphase gut hinter mich gebracht hatte, sprach nichts dagegen am Wochenende wieder nach Hause zu pendeln. Also Ausschreibung suchen, Google Maps anschmeißen und schon war die Nennung geschrieben.  An diesem Sonntag musste ich allerdings ohne meine Top-Managerin, Trainerin und Musikbeauftragte auskommen, deren Arbeitsplan sich nicht sehr rennfreundlich gestaltete. Dafür erklärte sich mein Vater bereit, mich zu begleiten, was mich genauso freute.

Als wir am frühen Sonntag morgen die Sportanlage Neumorschen erreichen, könnte die Stimmung nicht idyllischer sein: Die Kirchglocken läuten, die Sonne scheint bereits und die Fulda schlängelt sich durch den Ort. Ich melde mich an, erhalte meinen Transponder und meine Startnummer und genieße die entspannte familiäre Atmosphäre um mich herum, die so nur ein eher kleineres Rennen ausstrahlen kann.

Nach und nach treffen die anderen Teilnehmer ein, darunter auch die Eulen Marie, Marko, Bene, Olaf und Dirk, sowie Kathrin. Gemeinsam machen mir uns rennfertig, befestigen die Startnummern am Lenker, diskutieren über den perfekten Platz für die zweite Flasche (letztendlich wird mein Papa eingespannt) und über das Höhenprofil. In perfekter Eulenformation (ich hätte das so gern mal aus der Zuschauerperspektive gesehen!) fahren wir uns zusammen ordentlich warm, bis wir uns schließlich um kurz vor zehn im doch gut gefüllten Startblog einordnen. Wir haben uns alle in den vorderen drei Reihen platziert, eine gute Ausgangsposition. Marie, Bene und ich starten auf der Kurzstrecke, was für uns 34 km statt 44 km bedeutet, da aufgrund des heftigen Unwetters in der letzten Woche die Strecke komplett umgelegt werden musste. Kathrin, Olaf und Marko starten auf der Mittelstrecke und Dirk nimmt die Langstrecke ins Visier.

Schließlich fällt der Startschuss. Jetzt konzentrieren, um in dem dichten Gedränge nicht zu Fall zu kommen und dann Kette rechts. Der Weg führt uns durch Neumorschen, über die Fuldabrücke nach Altmorschen, durch Altmorschen, aus Altmorschen heraus. Wir haben allesamt einen guten Start erwischt und knallen nun gemeinsam durch die Straßen. Marie und ich hängen uns an Marko und Kathrin, die vorne ordentlich Dampf machen. Ich muss ganz schön reintreten und vermeide bewusst den Blick auf die Pulsuhr, denn ein koordinierter und durchdachter Start sieht sicher keinen 190er Puls auf den ersten 4 Kilometern vor. Gerade als ich darüber nachdenke, doch lieber etwas Tempo rauszunehmen, wird der Weg schmaler und steigt nun deutlich zum Wald hin an. Endlich! Das ist doch schon eher mein Ding. Wir schlagen uns, immer noch soweit zusammen, die lange Rampe hinauf, aber auf einmal habe ich den Platz und die Beine um Boden gut zu machen und ziehe an den anderen vorbei. Ich überhole ein weiteres großes Fahrerfeld, selbst überrascht über meine eigene Kraft, und schließe mich auf dem nun breiten Forstweg, einer kleinen Gruppe Teamfahrer an. Schon 7 Kilometer geschafft! Und ich habe meine Flasche noch! Das ist doch mal was!

Bester Laune rausche ich über die mal schmaleren, mal breiteren, mal abschüssigen und mal bergigen Forstwege, völlig im Flow gefangen. Die Strecke ist super zu fahren, die Trails sind feucht, aber griffig, und der regelmäßige Wechsel von Berg und Tal Passagen, breiten Wegen und schmalen Trails ist abwechslungsreich.

Am Ende eines steilen Trails erreichen wir Spangenberg. Ich habe mich wieder einem Teamfahrer aus dem Harz angeschlossen, mit dem ich schon einige Rennen zusammen gefahren bin. Gemeinsam sprinten wir durch den Ort, genießen am Rand den Applaus der Zuschauer und passieren die Verpflegungsstation. Da ich meine Flasche immer noch dabei habe (und wir sind schon bei Kilometer 23!) und es gerade so gut läuft, fahren wir zügig weiter. In der nun folgenden 2 Kilometer langen Straßenpassage bin ich mehr als dankbar für den Zug meines Mitfahrers, denn auf offener Fläche, im Wind und allein hätte ich sicher viel Zeit verloren. So legen wir noch einmal deutlich an Tempo zu und wechseln uns im Wind ab.

Schließlich steigt der Weg wieder zum Wald hin an und als wir in den schattigen Wald eintauchen, habe ich nur noch gute 8 Kilometer vor mir.
Die es allerdings noch einmal in Sich haben. Die Strecke führt steil bergan und immer wenn man sich gerade der Annahme hingeben wollte, jetzt endlich oben zu sein, erscheint der nächste, noch steilere Teil der Passage.

Zwei Fahrer überholen mich und gemeinsam gehen wir die letzte Teilstrecke an. Während wir uns über die Transalp unterhalten (nicht dass ich schon einmal dabei gewesen wäre...) passieren wir zügig den frisch geschotterten Forstweg, der extrem unangenehm zu fahren ist, besonders als es wieder bergab geht. Schließlich erreichen wir den letzten abschüssigen Trail und ich drehe noch einmal auf, motiviert von den aufmunterten Rufen meiner Mitfahrer, was dazu führt, dass meine Flasche sich doch noch verabschiedet. Und ich hatte gedacht der Fluch wäre gebrochen.

Der Trail gibt uns in Neumorschen wieder frei und gemeinsam verabreden wir uns auf den letzten 500 Metern zum Zielsprint. Ich gebe noch einmal alles, doch ich kann nicht mithalten. Als mein Mitfahrer das merkt, dreht er sich um, reicht mir die Hand und zieht mich kräftig nach vorn. Was für eine tolle Geste! Dieser Schub reicht mir und gemeinsam durchqueren wir, ich zur Abwechslung mal ausgiebig jubeln, die Ziellinie.

Am Ziel erwarten mich bereits mein Papa und Bene, die mir zum Sieg gratulieren, und ich gebe es intuitiv an Bene zurück, der mit einer hervorragenden Zeit seine Altersklasse gewonnen hat und trotz Defekt unter die TopTen gefahren ist. Als auch ich schließlich meinen Zettel bekomme, freue ich mich riesig über den Sieg in meiner Altersklasse und den Gesamtsieg auf der Kurzstrecke. Die Stimmung ist gut und so jubeln wir erst Kathrin, dann Marko in die zweite Runde. Und da kommt auch schon Marie ins Ziel gefahren, die wir unter frenetischem Jubel empfangen, da auch sie mit einer super Zeit aufs Podium gefahren ist. 

Nachdem nun alle im Ziel beziehungsweise in der nächsten Runde sind, verlassen wir den Zielbereich kurz um Marie, die unglücklich einen Busch gestreift hat, zu den Sanitätern zu begleiten, und um uns umzuziehen. Wir sind noch gar nicht richtig fertig, als die Lautsprecherdurchsage bereits die Siegerehrung der Kurzstrecke ankündigt. Bene hat mit deutlichem Abstand gewonnen und erklimmt, unter lautem Eulenjubel, das Podest. Als nächstes sind Marie und ich dran, die Siegerehrung der Altersklasse steht an. Alle einmal aufs Podium, Medaillen abholen, Fotos machen. Check.
Siegerehrung Teil 1

und Teil 2


Also alle wieder zurück zum Auto, wo wir auf unserer Picknickdecke die weiteren Zieleinfahrten bei einer Portion Nudeln beobachteten. Keine zwei Minuten später die nächste Lautsprecherdurchsage: „Wir bitten alle Platzierten der Gesamtwertung zur Siegerehrung und fangen an mit den Frauen...“ Mist. Beine in die Hand nehmen, im Rennen Trikot anziehen und zur Siegerehrung Teil Zwei hechten. Alle wieder aufs Podium, diesmal die wunderschönen Pokale entgegen nehmen, Fotos. Alle wieder das Podium räumen. Ach nein, halt Stop, bitte alle wieder aufs Podium, denn ich bekomme als Gesamtsiegerin noch ein gelbes Langarmtrikot. Wieder Fotos machen. Siegerehrung Teil Drei erledigt.
und weil es so schön war hier Teil 3

Wir sind gerade rechtzeitig fertig, um Dirk ein zweites Mal den Zielbereich durchqueren zu sehen. Während es für ihn in die dritte Runde geht, kommt Olaf als Zweiter seiner Altersklasse ins Ziel, ebenfalls mit einer Topzeit, doch ein Defekt hat ihn leider den Sieg gekostet.

Als wir auch Kathrin und Marko ins Ziel gejubelt haben, gehen wir erst einmal alle das Catering testen. Kathrin gewinnt souverän die Mittelstrecke und auch Marko ist super platziert.

Es war einfach ein traumhafter Tag für mich. Liebe Eulen und Kathrin, es ist immer super lustig und einfach schön mit euch, ihr seit echt der Wahnsinn! Wir haben halt doch den besten Verein der Welt.
Ganz vielen lieben Dank an meinen Papa für die Unterstützung und einfach für alles.

Die Veranstaltung war gut organisiert und gerade wegen seiner familiären Atmosphäre so besonders, ich werde auf jeden Fall gern wieder kommen.

Das Rennen an sich hat einfach wahnsinnig viel Spaß gemacht, die Strecke war abwechslungsreich und gut zu fahren, und mit 1:37 h bin ich mit meiner Leistung mehr als zufrieden.

Am kommenden Wochenende habe ich zur Abwechslung kein Rennen geplant, erst in zwei Wochen geht es zum MTB Cup (City-XC) nach Rinteln, ein Rennen, auf das ich mich schon wahnsinnig freue. Und schließlich steht die Mission Titelverteidigung an.

Bis dahin,

Evelyn




Zitate des Tages:

„Ja, ist schon okay, wir machen es uns selbst“ (Zitat aus der Siegerehrung)

  - Hey, du bist ja ein Mädchen!
      Äh ja? Und?
      Mich hat noch nie ein Mädchen überholt! Das gibt’s doch nicht! Wie frustrierend!
      Na offensichtlich wurde das aber mal Zeit!!“


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