Saisonabschluss in Biebertal – Freud und Leid liegen nah beieinander

Nach nun mehr 15 Rennwochenenden, über 5000 Trainingskilometern und 300 Stunden auf dem Rad ist so langsam aber sicher die Luft raus. Die Motivation lässt sich nach einer so langen und anstrengenden Saison kaum noch finden und auch der Rennmodus kommt mir immer mehr abhanden. Ich fühlte mich dementsprechend, als wir am frühen Sonntagmorgen bei frischen Temperaturen nahe der Frostgrenze in Richtung Dünsberg aufbrachen. Körperlich fühlte ich mich – immer noch gezeichnet von der Baum-Begegnung im Training (ich stelle fest: Am Saisonende ist die Regenerationszeit ultralang) – eigentlich gar nicht mehr in der Lage, noch ein Rennen zu bestreiten. Für einen guten Ausgang des Rennens rechnete ich mir bedingt durch meine körperliche Konstitution und dem Blick auf die zahlreich erschienenen Konkurrentinnen im Prinzip keine Chancen aus.
 
Aber: Saisonabschluss am Dünsberg hat nun mal seine Tradition, ich mag dieses Event und mit meinem Lieblingsmenschen hatte ich noch ein Saisonziel zu verwirklichen! Deswegen war mit der Ankunft am Fuße des Dünsberges auch Schluss mit der unmotivierten Trägheit und die Suche nach dem Rennmodus begann.
 
Was nach dem Startschuss geschah, ist für mich immer noch unbegreiflich. Ich setzte mich direkt nach vorne ab und hatte einen richtig guten Start. Das Rennen lief gut an, die Beine fühlten sich entgegen aller Annahmen doch noch frisch an. Hinauf zur ersten Burg, den steilen Anstieg durch den ersten Ort – ich wusste nicht, woher ich diese letzten Kräfte noch mobilisierte. Doch dann, einen kurzer Moment der Unaufmerksamkeit: Der Fahrer vor mir stürzte in einer nebelfeuchten Wiesenkurve. Ich konnte nicht mehr bremsen und stürzte auch. Ich musste mein Rad schnell zur Seite ziehen, um die nachfolgenden Fahrer nicht zu behindern. Ein kurzer Check – es schien alles soweit okay zu sein, zumindest am Rad. Ich hingegen hatte einige Abschürfungen und Schmerzen am Rücken. Aber ich wollte keinesfalls aufgeben. Bis ich wieder fahrbereit war und meine Flasche eingesammelt hatte, sah ich allerdings 5 Fahrerinnen an mir vorbeiziehen. Die nächsten Minuten waren dann geprägt von einer Aufholjagd. Scheinbar hatte der Sturz so viel Adrenalin freigesetzt, dass ich mich wie im Flow fühlte. Am nächsten Berg fuhr ich an die Damengruppe heran. Kurze Überlegung: Dranhängen oder absetzen? Wieder entschied ich mich für Ersteres, wenn gleich ich damit schon schlechte Erfahrungen gemacht habe. Doch diesmal war es die richtige Wahl. Ich machte ordentlich Tempo, um außer Sichtweite zu kommen. Ich glaube, dass ich selten ein schnelles Rennen gefahren bin.
 
Es war ein harter Kampf gegen mich selbst. Aber nur wer schnell fährt, kann gewinnen! Deswegen kämpfte ich weiter bis ins Ziel, riskierte keinen Blick nach hinten und konnte mich letztlich mit rund einer Minute Vorsprung über den Gesamtsieg freuen. Ich hatte wirklich mit allem gerechnet, aber sicher nicht mit so einem Ergebnis.
 
Nach der Zieldurchfahrt stand dann fest, dass ich mein letztes Saisonziel erreicht habe: Ein gemeinsamer Gesamtsieg mit meinem Lieblingsmenschen.
 
So kann ich nun mit einem guten Gefühl in die Wintervorbereitung gehen und freue mich auf ein paar freie Off-Season-Tage. Und entgegen mancher Annahmen: Es geht sportlich für mich weiter, auch 2017! Wo, wie und mit welchem Material – das alles wird sich zeigen. ;-)
Bis dahin:
Keep on riding,
Vanessa
Zitate des Tages:
“Nur wer schnell fährt, kann gewinnen!”
„Ich hätte viel mehr Lust, direkt das Kuchenbüffet zu stürmen, statt erst Rad zu fahren.“
„Du bist mittlerweile so Pro, dass du einfach nur ablieferst, egal wie es dir geht.“

 
 

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