Marathon Rhens: Von Parkplatzwahl, Wasserbüffeln und wohlgesonnenem Wetter

Nach vier Wochen Rennabstinenz war es höchste Zeit, wieder aktiv in das Wettkampfgeschehen einzugreifen. Die rennfreie Zeit nutzte ich für intensive Trainingsblöcke, Fahrtechniktraining und Regeneration getreu dem Motto „Die Stärken stärken und die Schwächen gleich mit.“

Nach fast einem Monat ohne Startnummer am Lenker, fühlte es sich sodann fast an, als ob ich das erste Rennen meines Lebens bestreite. Entsprechend leicht aufgeregt und voller Vorfreude (ich liebe diesen emotionalen Cocktail) machten wir uns auf den Weg nach Rhens am schönen Rhein zum 20. Canyon Marathon. Und ob ihr es glaubt oder nicht: Der Name war Programm – meine Strecke war auf den Meter genau 42 Kilometer lang und bot dabei rund 1250 Höhenmeter.
Bevor ich mich dem Kern der Sache nähere, natürlich wie immer an dieser Stelle noch ein kurzer Schwenk zum Problempunkt aller bisherigen Wettkämpfe im Jahr 2019: Dem Wetter! Dieses zeigte sich nun erstaunlich unproblematisch mit ausreichend Sonne vom azurblauen Himmel. Gut, es war eventuell schon ein kleines bisschen zu warm – aber wir wollen es ja nicht in den Krümeln suchen. Kurzum passte es einwandfrei.

Parkplatztechnisch zogen wir einmal mehr ein besonderes Ass aus dem Ärmel. Denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass 75 Prozent der Autofahrer stets den erstbesten freien Parkplatz wählen. Wir fuhren sodann bis fast zum Startbogen durch und ergatterten einen freien Schattenparkplatz in bester Lage. Vergesst diesen Trick bitte schnell wieder, denn sonst ist bald vorne nichts mehr frei für uns. ;)
Der Startschuss fiel in der Rhenser Innenstadt (ist Rhens überhaupt eine Stadt?!) inmitten alter Fachwerkhäuser, deren Gebälk vermutlich schon viel miterlebt und gesehen hat. Der Start war eng, sodass ich mich extra früh einfand und  die erste Reihe eröffnete. Der zuständige BDR-Kommissär ahndete alle „Sich-später-noch-von-vorne-Ansteller“ und mit einer weiteren Dame durfte ich sogar noch ein paar Meter vorrücken und führte das rund 270-Fahrer-starke Feld die ersten Meter an. Ich hielt mich erstaunlich lange inmitten der aus etwa 12 Männern bestehenden Führungsgruppe. Wir setzten uns sofort vom restlichen Feld ab und rissen eine große Lücke, obwohl mir das Anfangstempo eher gemütlich vorkam. Es ging direkt 12 Kilometer bergauf, was mir als Bergfahrerin natürlich entgegen kam. Meine missliche Lage offenbart sich dann immer in den Abfahrten, in denen mir die Männer wegfahren und ich die Lücke dann am nächsten Anstieg wieder zufahren muss. Da ich die Trails aber lieber kontrolliert und mit Sicht fahre, nehme ich diesen Umstand aber in Kauf.

Im weiteren Rennverlauf tat sich platzierungstechnisch nicht mehr viel. Die Männergruppe war noch in Sichtweite – mal mehr, mal weniger – und von hinten kam keiner mehr nach. Ich trat mein Tempo konstant durch und freute mich über die Werte, die der Wattmesser an meinen Garmin sendete. Als uns ein flowiger Trail aus dem Wald ausspuckte und den Blick auf den weitläufigen, glitzernden Rhein frei gab, musste ich kurz innehalten. Im Training wäre das ein Foto wert gewesen. Nun speichere ich es im Kopf zu den unzähligen weiteren „epischen Momenten“ im Archiv ab. Es ist schon ein großes Geschenk, so tolle Momente erleben zu dürfen und dabei das zu tun, was man liebt.
Nach einer steilen Serpentinenauffahrt, die mir sehr viel Spaß machte, kam das Ziel immer näher. Ein zu langer neugieriger Blick auf die riesigen Wasserbüffel am Streckenrand, ließ mich unmittelbar gegen Ende noch in einen knietiefe Schlammpfütze – es war eher ein See – fahren und ich erweckte nun mehr den Anschein eines extremen Schlammrennens. Aber was ist schon ein Mountainbikerennen ohne Schlamm und Matsch? ;)

Die Ziellinie überquerte ich als Gesamtsiegerin mit knapp 2 Stunden Fahrtzeit mit 20 Minuten Vorsprung auf die nächste Frau. Nur 14 Männer waren heute schneller als ich. Glücklich über ein tolles Rennen, was ich sehr genossen habe, freute ich mich, dass das intensive Training auf den Punkt aufging.


Normalerweise wartet man in der Regel gefühlte Ewigkeiten auf die Siegerehrung. Doch in Rhens hatte ich kaum den Sponser-Recovery-Shake ausgeschlürft und wurde schon aufgerufen. Dies führte zwar dazu, dass noch nicht alle Damen anwesend waren, kam mir aber zeitplanmäßig sehr entgegen. Daran sollten sich andere Veranstalter ein Beispiel nehmen. Insgesamt war der Marathon super organisiert, die Strecke war toll. Die Atmosphäre inmitten von Rhens war einmalig. Ein empfehlenswerter Wettkampf, was die Starterzahl von mehr als 800 Fahrern auch wiederspiegelt. Ich komme nächstes Jahr wieder!



Für mich geht es am nächsten Wochenende weiter zum Marathon am Rursee.

Bis dahin: Keep on riding,

Vanessa

Zitate des Tages:

“Bist du ein Schlammrennen gefahren als Einzige heute?”

„Da war ein Schlammloch, so tief, dass sogar schon Wasserbüffel im Einsatz waren.“

„Nimm als Probelauf für die DM einfach jede Viertelstunde ein Gel.“

            „Bist du narrisch, dann kann ich ja wegen dem Koffein 5 Tage nicht schlafen.“

„Was macht die Frau denn hier in der Führungsgruppe?!“

 

 
 

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