Sigma-Marathon in Neustadt: Wenn ein Deutscher Meister nach der Dusche fragt…

Wenn gleich ich mit dem Sommer 2016 bedingt durch den ersten Nachtfrost letzte Woche sowie dem Training in Winterkleidung eigentlich bereits abgeschlossen hatte, freute ich mich umso mehr über das Cape-Epic-Feeling beim Marathon in Neustadt an der Weinstraße. Diese Region ist meteorlogisch durch seine Nähe zum Rhein ohnehin begünstigt und immer um einige Grad wärmer. Beim Wettkampf am Sonntag waren die Bedingungen wirklich vergleichbar mit Südafrika: Sonne vom strahlendblauen Himmel, die Suche nach einem Fleckchen Schatten im Startblock, staubtrockene sandige Strecken, flimmernde Landschaften am Horizont und ein enormer Flüssigkeitsbedarf.
 
 
Flüssigkeitsbedarf – ein gutes Stichwort: Direkt nach dem Massenstart auf der ersten holprigen Kopfsteinpflasterpassage verlor ich meine Trinkflasche. Das ist mir noch nie passiert. Eigentlich bin ich in der Tat so perfektionistisch und teste im Training  jede neue Flasche auf ihre Tauglichkeit. Diesmal leider nicht, was mir somit gleich zum Verhängnis wurde. Dieses Desaster – denn bei 40 Grad und stechender Sonne – kann man bei diesem Verlust von einem Desaster sprechen, brachte mich leicht aus dem Takt. Zudem ging es gleich in den ersten steilen Anstieg. Bei Kilometer 17 war die erste Verpflegung angesetzt. Bis dahin bin ich bei der Hitze dehydriert! Wie eine Fata Morgana tauchte dann aber am Gipfel des ersten Anstiegs die Feedzone eines anderen Teams auf und ich fragte schnell, ob sie eine Flasche übrig haben. Zum Glück ja und die Flasche beinhaltete sogar Wasser und kein fremdes Pulver. Noch einmal gerettet. Tatsächlich führte ich auch zu diesem Zeitpunkt das Damenfeld noch an.
Insgesamt fiel mir das Rennen vom eigenen Empfinden her etwas schwer. Nach einer Rennpause habe ich zunächst immer Probleme wieder in den fokussierten Rennmodus zu finden. Die Hitze raubte mir zudem viele Kräfte. Die Strecke hielt viele technisch anspruchsvolle und fordernde Trails bereit. Diese verlangten volle Konzentration und Fahrtechnik – denn teilweise waren die Trails so angelegt, dass ein Verbremser oder falsches Lenken zum Absturz geführt hätten.
Bei Kilometer 10 stellte mich eine Konkurrentin und ich verlor meine Führung. Ich versuchte die Lücke wieder zuzufahren, jedoch hätte ich dafür bergab zu viel riskieren müssen. Als es dann in einen steilen und steinigen Anstieg ging, der zur Schiebepassage wurde, war ich dem Aufgeben näher als dem Weiterfahren. Mental war ich heute leider nicht sehr stark. Doch dann mobilisierte ich noch einmal alle Kräfte und meinen Kämpferwillen, um wenigstens den zweiten Platz zu halten.
Dies gelang mir dann auch, jedoch nur in meiner Altersklasse. Denn kurz vor dem Ziel überholte mich noch einen Seniorin. Die letzte Abfahrt durch die Weinberge war extrem holprig und ich spürte meine Handgelenke kaum noch. So entfiel ein Zielsprint und ich fuhr mit rund 30 Sekunden Rückstand über die Ziellinie als Zweite meiner Altersklasse und Dritte Gesamt.
 
Da ich durch die Gesamtbedingungen und die Startproblematik mit verlorener Verpflegung niemals mit so einem Ausgang gerechnet hatte, war ich mehr als zufrieden.
 
Die Zeit bis zur Siegerehrung verbrachten wir dann mit dem Auffüllen der Kohlenhydratspeicher, einer Erfrischung am Brunnen und dem Plausch mit dem Deutschen Meister Karl Platt, der die Langdistanz überlegen gewonnen hatte. Er fragte uns nach dem Weg zur Dusche und hatte so gleich als Local noch ein paar Tipps für Strecken in der Region. Warum Karl beim Cape Epic immer so erfolgreich ist, konnten wir angesichts des heutigen Rennens und den regionalen Bedingen sehr gut nachvollziehen.
 
 
 
 
 
Fazit: Der Marathon in Neustadt ist ein schönes Rennen mit toller Location und perfekter Organisation. Die Strecke ist sehr anspruchsvoll und fordernd, die Trails sind einmalig. Einer der trail-lastigsten und härtesten Marathons in Deutschland. Ich werde sicher in den nächsten Jahren wieder an der Startlinie stehen.
 
In diesem Sinne:
Keep on riding,
Vanessa
Zitate des Tages:
„Ist dir eigentlich aufgefallen, dass die Strecke komplett in einem kleinen Waldstück verlief?
                „Ähm nee.“
 „Und wieder ein VIP-Parkplatz.“
„Das war so hart. Das war sooo hart. Lass´ mich sterben.“
„Die Trails waren nicht am, sondern über dem Limit. Einmal verbremst und du bist weg!“
„Unfahrbar – oder was?“
„Ich glaube, wenn ich das Schlussmotorrad im Nacken hätte, würde ich vor Scham lieber dezent irgendwo ins Gebüsch kippen.“
 

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