Reif für Insel!

Tag 1: Hallo Mallorca!



Wie sang Peter Cornelius (Anmerkung der Redaktion: österreichischer Liedermacher und Komponist, Aber wer kennt ihn nicht?!) einst so schön: „Ich bin reif, reif, reif, reif für die Insel! Ich bin reif, reif, reif – überreif!“ Und auch wir sind nun nach fast einem Jahr Inselabstinenz wieder reif und bereit für das erste Trainingslager der neuen Saison auf der radsportaffinen Baleareninsel. Unsere Körper sind sonnenhungrig und voller Vorfreude auf die ersten Kilometer in angenehmeren klimatischen Bedingungen. Schließlich bildete die Regenkleidung in den letzten Wochen eine enge Symbiose mit allen Outdoor-Aktivisten.

Aus Insiderkreisen haben wir uns versichern lassen, dass die Insel im Januar im Blick auf Wetteraufzeichnungen der letzten 100 Jahre wettertechnisch wohlgesonnener ist, als in den Folgemonaten. So hielt uns also nichts davon ab, auch in diesem Jahr wieder das Projekt „Mallorca zu Jahresbeginn“ zu starten. Um nicht wieder unschöne Überraschungen und kurzfristige Umdisponierungen wie im letzten Jahr zu erleben, wählten wir in diesem Jahr eine konkurrenzfähige und gutsituierte Fluggesellschaft für den Transfer Deutschland Richtung Palma aus. Doch egal mit welcher Fluggesellschaft die Reise angetreten wird, eines ist immer gleich: Die Flieger sind immer bis auf den Notsitz ausgebucht und die Menschen drängen am Check-In, als ob es kein Morgen mehr gibt. Sie scheinen regelrecht Panik zu haben, keinen Platz mehr zu bekommen. Und direkt nach der Landung stehen alle gleichzeitig auf und schubsen sich durch den engen Gang als ob sie fürchten, der Flieger hebt direkt wieder mit ihnen ab, zurück nach Deutschland. Flugerfahren genug, genieße ich diesen Anblick in aller Ruhe, betrete und verlasse den Flieger lieber als eine der letzten Passagiere. Sonst stehe ich ohnehin stundenlang am Gepäckband - Korrektur: Werde dort abgedrängt. Denn die Angst der Urlauber geht  getreu dem Motto weiter "Wenn der Koffer einmal auf dem Band vorbeigelaufen ist, wird er danach auf Nimmerwiedersehen vom Nirvana verschluckt" und geschreddert. Also immer schon Augen auf und beherzt zugreifen! Und man mag es kaum glauben, wer neben mir am Gepäckband ebenfalls auf seinen Koffer wartete: Karl Platt. Auch er möchte ein paar Tage das gute Wetter nutzen, bevor es nach Südafrika zur Cape Epic Vorbereitung geht.

Als wir endlich mallorquinischen Boden unter den Füßen hatten und die wärmende Sonne im Gesicht, waren wir doch mehr als froh, endlich dem deutschen Winter entflohen zu sein.

Im Hotel angekommen, was tatsächlich so schnell ging, dass ich im Transferbus noch gar nicht richtig Platz genommen hatte, gab es neben dem Radaufbau noch eine weitere Aufgabe. Weil mir die Raumaufteilung in unserem Appartement absolut nicht zusagte, mussten wir diese nach neuen architektonischen Grundsätzen komplett verändern. So wanderten die Möbel des Schlafraumes (ihr werdet es nicht glauben, dieser hatte tatsächlich keine Fenster!!) in das Wohnzimmer mit Meerblick und Balkon. Die Wohnzimmermöbel parkten wir auf dem Balkon zwischen und schoben sie dann in das fensterlose Verlies. Getreu dem Motto "Bau dir dein eigenes Hotelzimmer" können uns die Hoteleigentümer im Grunde dankbar sein für diese neue, schöne und sinnvolle Raumaufteilung. Dennoch frage ich mich, woher das Hotel seine vier Sterne gekauft hat...Soweit so gut konnte ich dann endlich zur ersten Einheit aufbrechen. Und zwar mit kurzer Hose, ein echter Traum. Sonne pur und 18 Grad bescherten direkt die ersten Formkanten des Jahres. Auf dem Programm stand am ersten Tag der berühmt-berüchtigte Trainingsberg Randa, an dem ich eine gute Zeit setzen wollte. Dies gelang mir eher so mittelprächtig, da mein Körper nach den ruhigeren Einheiten der letzten Tage irgendwie noch nicht so ganz erwacht war. Trotzdem war ich zufrieden und glücklich, dass ich in den nächsten Tagen nun in dieser traumhaften Gegend trainieren darf. Auf dem Rückweg zum Hotel fuhr Rick Zabel von hinten auf uns auf und war daraufhin stets in Sichtweite. Mein Tempo wurde auch zunehmend schneller. Doch ich war gerade dran, da bog er nach links ab und mein Weg führte leider nach rechts.



Tag 2: Long day in the Office

Nach dem Frühstück - und ich habe ja noch gar nicht die wichtigste Neuerung in diesem Jahr erwähnt: Wir versorgen uns selbst und sind völlig unabhängig von der Schlacht am Büffet. Denn du bist schließlich, was du isst und da wollen wir ja nur das Beste essen (also alles wie daheim im Prinzip). Und im letzten Jahr hatte ich definitiv beschlossen, dass ich mir das Essen in einem Hotel nicht mehr zumuten werde. Gesagt, getan. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja beim Trainingsbeginn! Heute standen Bergintervalle im Trainingsplan. Berge gibt es hier genug und lang sind diese auch noch. Eine perfekte Kombination. Momentan merke ich irgendwie, dass ich sehr lange keine Einheiten mehr auf dem Rennrad absolviert habe, sondern fast nur noch mit dem Mountainbike unterwegs bin. Die Sitzposition, die Wattmessung in der Nabe und das Rollverhalten - an all das muss ich mich erst wieder gewöhnen. Mein Körper schien zu Beginn auch immer noch in einem leichten Winterschlafmodus zu sein. Aber so weit so gut wurde die Einheit heute ohnehin erst hinten raus gemacht. So lange habe ich lange nicht mehr im Sattel gesessen. Der erste 100er für dieses Jahr mit 122 Kilometern, über 5 Stunden Fahrtzeit und fast 2000 Höhenmetern. In einem Anstieg kam uns Karl Platt entgegen, der die Berge auch für Intervalle nutzte.



Die Einheit war landschaftlich traumhaft schön. Einsame Sträßchen, ein paar Schafe, Katzen und Ziegen am Wegesrand, Natur pur. Und so gut wie kein Verkehr. Es ist noch sehr ruhig und angenehm auf der Insel. Und vor allem warm. Die Sonne brannte heute vom wolkenlosen Himmel auf die empfindliche deutsche Haut. Sonnencreme technisch ist hier also Vorsicht besser als Nachsicht.





Morgen geht der Spaß weiter mit einer langen Ausdauereinheit. Ich freue mich!

Bis dahin: Keep on riding,
Vanessa






Zitate:
"Also die Küstenstraße müssen wir nicht unbedingt fahren."
     "Welche denn?"
            "Na die an der Küste halt."
                 "So eine Insel hat an allen Ecken Küsten."

  

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