Blood, Sweat and other distractions – ProtectiveBikeMarathon Bad Harzburg
Ganz fest in jedem Rennkalender steht der Bikemarathon in
Bad Harzburg. Da ich nach zwei endlosen Wochen Studium ohnehin mal wieder
Heimatluft schnuppern wollte, kam mir dieser Wettkampf sehr gelegen.
Als ich bei 25 Grad in München meine Anmeldung ausfüllte,
kamen mir 58 km Mittelstrecke zwar mehr als gewöhnlich, aber machbar vor.
Genauso wie 1600 Höhenmeter.
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| Muffins für den besten Verein überhaupt! |
An der Rennbahn angekommen fühlte ich mich in Gesellschaft
meines Teams gleich viel sicherer und verwarf nach den sachlichen
Einschätzungen der Anderen die Idee wieder, mich doch noch in letzter Minute
auf die Kurzstrecke umzumelden. Schließlich war es Zeit sich im Startblock
aufzustellen und ich konnte mir im großen Fahrerfeld einen guten Platz im
Mittelfeld sichern. Einige letzte Tipps der Mannschaftskollegen, ein letzter
mutmachender Blick, Einklicken, Start.
Doch schon nach den ersten Kilometern standen wir wieder,
wie von den erfahrenen Fahrern prophezeit. Der lange, steile Trailanstieg war
zwar eigentlich machbar, doch nach einem Massenstart dieser Größe und dem
obligatorischen Stau mussten wir die erste Passage schieben. Die nächsten neun
Kilometer ging es hoch, höher und noch höher. Da ich grundsätzlich dazu neige,
am Anfang zu viel Gas zu geben, wurde mir mehrfach vor diesem Rennen ans Herz
gelegt, mir die Kräfte einzuteilen, was mir in der ersten Runde dank eines
Teamkollegen, der mich mitzog, super gelang. Wir hatten uns bereits kurz nach
dem Start einem Fahrerfeld angeschlossen, dass ein zügiges, aber vor allem
gleichmäßiges Tempo vorlegte. Die nun
anstehenden Downhillpassagen waren zwar eng und steil, aber trotz des Regens
gut befahrbar, sodass ich die Bergabpassagen flüssig hinter mich bringen konnte
und mich mit zunehmender Freude der Strecke widmete. Wir näherten uns einer
Bachdurchfahrt, als uns ein Streckenposten bereits von Weitem zurief: „Fahrt
langsam, sonst holt ihr euch einen Platten!“. Hä? Wieso? Was hatte der Bach
denn mit einem Platten zutun? Trotzdem drosselten wir alle das Tempo und passierten
den schmalen Bach, um mit dem letzten Restschwung den kommenden Anstieg zu
meistern. Und Tatsache: an diesem Anstieg saßen mindestens fünfzehn Fahrer, die
dabei waren, ihre Schläuche zu wechseln. Ich war typischerweise mal wieder auf
gar keinen Defekt vorbereitet, hatte weder eine Pumpe, noch einen
Ersatzschlauch dabei und vor allem im Normalfall keine Nerven, um bei einem
Rennen meinen Schlauch zu wechseln. Doch das Glück war auf meiner Seite: die
Laufräder blieben heil, und so konnte ich nach einer Wiesenabfahrt die erste
Runde nach einer guten Stunde, und vor allem mit Platz 3 bei den Frauen,
beenden. Die erste von drei Runden geschafft.
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| Auf dem Weg nach oben... |
Also wieder den endlosen Trailanstieg hoch. Die erste Runde
merkte ich bereits zwickend in den Beinen, doch da wir immernoch im selben
Fahrerfeld fuhren, konnte ich mein Tempo halten und erklomm Höhenmeter um
Höhenmeter. Doch kurz darauf blieb ich mit meinem Schuh an einer Wurzel hängen
und riss mir die Schnalle meines Schuhs ab, was für Fahrer mit Klickpedal bedeutet:
keinen Halt mehr, kein Druck mehr auf dem Pedal, kein Weiterfahren. Während ich
mit Hilfe von Haargummis und Fantasie meinen Schuh notdürftig reparierte,
überholte mich ein relatives großes Fahrerfeld und einige meiner
Konkurrentinnen. Nach gut fünf minütiger Defektpause konnte ich weiterfahren,
doch ich ärgerte mich maßlos. Zudem war nun auch noch meine Gruppe weg, sodass
ich mich vorerst allein durchschlug, bis mich eine kleinere Gruppe einholte und
mitzog. Doch das Glück hatte sich wohl
heute eine andere Startnummer ausgesucht. Im nächsten Downhilltrail verbremste
sich der Fahrer hinter mir und erwischte dabei mein Hinterrad, was uns beide
bei gut 45 km/h auf den matschigen Boden beförderte. Nachdem ich mich zuerst
vergewissert hatte, dass mein Mitfahrer und vor allem mein Bike unversehrt
geblieben waren, stellte ich bei mir nur eine Wunde am Knie fest und hatte vor
zügig weiter zu fahren. Doch auf dem wurzelreichen Trail hatte ich nun doch
auch Schmerzen im Oberschenkel und im Rückenbereich, sodass ich auf den letzten
Kilometern bis zur nächsten Zieldurchfahrt den Entschluss fasste, das Rennen
nach zwei Runden abzubrechen. So kam ich schließlich in den Zielbereich, mit
blutendem Knie, schweren Beinen und dem DNF vor dem inneren Auge. So nahm ich
mir mit zwei anderen Fahrern die Zeit, bei der Zielverpflegung erst einmal
etwas zu trinken und einen Riegel zu essen. Und schließlich fuhr ich nach zwei
Minuten Pause dann doch weiter in die dritte Runde, denn ich kannte mich gut
genug um zu wissen: Ich würde mir das nicht verzeihen, wenn ich so kampflos
aufgeben würde. Außerdem hatte ich ja jetzt ohnehin nichts zu verlieren, da ich
gefühlt bereits von allen anderen Fahrern überholt worden war. So ging ich,
überraschend entspannt, die lange Trailauffahrt an und gondelte so in
gleichmäßigem Tempo nochmal hoch, höher und noch höher. Auf den ausgiebigen
Bergab-Passagen konnte ich trotz Hagel noch einige Plätze im Gesamtfeld und
auch im Damenfeld gut machen und gab auf den letzten Kilometern nochmal alles.
So erreichte ich schließlich nach 3:45 h und 58 km die legendäre Ziellinie.
Zwar blutend, triefend nass und dreckig, aber immerhin. Ich hatte es geschafft!
Und nachdem auch ich verarztet und wieder einigermaßen trocken
war, gönnten wir uns in wunderbarer Eulenatmosphäre die Eulenmuffins, Kuchen
und Bratwurst.
Was für ein Rennen! Mit einem Gesamtplatz 5 bin ich nach
diesem durchwachsenden Rennen mehr als zufrieden. Und vor allem kann ich sagen:
Ich hab es durchgezogen, und die legendäre Mittelstrecke bezwungen!
Zitat des Tages aus dem Startblock: "Hey Kleine, willst du vorbei?"
"Nein danke, ich überhole euch bergauf so oder so."





Geiles Zitat 😂
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