Erbeskopf-Marathon in Thalfang: Einmal Gipfel und zurück

Eine familiäre Atmosphäre, kurze Wege, ausreichend Parkplätze, die Aussicht auf ein saftiges Preisgeld, tolle Strecken mit langen Anstiegen und einem Flowtrail als Belohnung – klingt fast utopisch! Wo ich dieses Sahnestück gefunden habe? Beim Erbeskopf-Marathon in Thalfang. Ganz tief im schönen Hunsrück. Und der heimliche Star der Veranstaltung war der Namensgeber, der Erbeskopf. Um an dieser Stelle auch einen gewissen Bildungsauftrag zu erfüllen: Mit über 816 Metern über dem Meeresspiegel ist der Erbeskopf der höchste Berg in Rheinland-Pfalz und – nun haltet euch fest – die höchste Erhebung in Deutschland links des Rheins. Das erweckte unsere Neugier auf diesen Marathon, der bereits zum 18. Mal ausgerichtet wurde (spricht ganz klar für Qualität) und wir nahmen die weite Anreise ins unbekannte Gebiet in Kauf. Bedingt durch zahlreiche Umleitungen, Vollsperrungen und den Mangel an Autobahn-Infrastruktur sahen wir einmal mehr schöne Landstriche und Vegetationen, die uns sonst sicher verborgen geblieben wären. Und je länger man Deutschlands Straßennetz erkundet, desto klarer wird einem, warum der SUV-Markt so boomt: Die Straßen sind einfach zu schlecht und bedürfen eines offroad-tauglichen Gefährts.

Endlich in Thalfang angekommen, schafften wir es gerade noch so vor dem Start der Langstrecke die Straße zu räumen und unser Auto in eine wie immer perfekte Parklücke zu befördern. Denn da man aufgrund der Wetterlage beim Blick in den Himmel durchaus jederzeit mit Regen rechnen konnte, wählten wir sicherheitshalber eine überdachte Variante.



Auf dem Weg zur Anmeldung konnten wir dann bereits einen Teil der Strecke, der im Cross-Country-Stil verwinkelt durch den Kurpark führte, in Augenschein nehmen. Besonders freute ich mich heute auf das Höhenprofil, was zu 100 Prozent bergfahrer-freundlich war.


Pünktlich zum Start brachen auch ein paar Sonnenstrahlen durch die dicke Wolkendecke, die dem 12-Grad-Herbst-Ambiente kurz einen gewissen Glanz verliehen. Nach dem Startschuss wartete eine rund 6 Kilometer lange Einführungsrunde mit einem ersten knackigen Anstieg und ein paar schönen Trails auf die Fahrer. Ich erwischte einen guten Start und heftete mich an die Führungsgruppe der Männer. Das Tempo war noch nicht allzu aggressiv, so dass es sogar noch zu einem kurzen Austausch mit meinem Lieblingsmenschen kam. Er wird mich einfach nicht los, noch nicht mal mehr auf der Rennstrecke. ;-) Aus Angst im Kurparkteich baden zu gehen, reduzierte ich mein Tempo bei der verwinkelten Passage durch den Park. Nachdem wir den Start-Ziel-Bereich erneut passiert hatten, ging es hinein in den ersten längeren Anstieg. Es folgten ein paar schöne Trails bergab und schon fanden wir uns am Fuße des Erbeskopfs wieder. 7 Kilometer mit rund 450 Höhenmetern und einigen giftigen Rampen hinauf zum Gipfel. Eine richtige Perle für mich sozusagen. Deswegen setzte ich mich auch direkt an die Spitze meiner mich umgebenden Männergruppe und machte die Pace bis zum Ende. Dass wir dann plötzlich nur noch zu zweit waren, nahm ich erst oben wahr. Als Belohnung erwartete uns ein Flowtrail des Bikeparks den Skihang hinunter. Von der weiten Aussicht ins Tal fasziniert, fand ich im schottrigen Trail mit vielen Anliegern nicht so richtig in einen schnellen Rhythmus. Das allgegenwärtige Problem, dass ich bergab einfach immer noch zu viel Zeit liegen lasse. Aber ich arbeite daran. ;-)



Nach der Bezwingung des Erbeskopfs und den darauf folgenden Trailabfahrten, war bereits das Ziel in greifbarer Nähe. Tatsächlich war ich so unerwartet flott unterwegs, dass mein Verpflegungskonzept ab Stunde 1:30 überhaupt keine Anwendung mehr fand. Nach 1 Stunde und 28 Minuten hatte ich die 37 Kilometer mit 850 Höhenmetern absolviert und freute mich über den Gesamtsieg. Und noch mehr freute ich mich, dass nur 9 Männer schneller waren als ich. ;-) Ein weiteres „race to remember. Und merkt euch dieses Rennen für nächstes Jahr vor: Es ist wirklich eine der schönsten Strecken, die ich bisher gefahren bin. Die lange Anreise hat sich mehr als gelohnt.


Nächstes Wochenende ist für mich rennfrei und der Fokus liegt dann auf meinem Highlight in zwei Wochen: Der 12-Stunden-Europameisterschaft im 2er-Mixed-Team am Ammersee.

Bis dahin: Keep on riding,

Vanessa

Zitate des Tages:

“Also wenn du bergab bisschen schneller wärst, würdest du hier sicher um den gesamten Gesamtsieg mitfahren.“

„Puh ich dachte, da kommt Annika Langvad!“

„Was für ein gemütlicher Start. Fast wie eine Tour.“

 

 
 
 
 
 
 
 
 

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