Allersheim Marathon in Neuhaus: Mit Watt zum Erfolg?

Kennt ihr meinen persönlichen Erzfeind beim Mountainbiken? Ich gebe einen kleinen Tipp: „Es ist ein Fachbegriff der Geowissenschaft für natürliche, überwiegend geröllführende Lockersedimente“ (Quelle: Wikipedia) Na, was mag das wohl sein? Richtig: Schotter! Das lose Geröll und ich werden in diesem Leben einfach keine Freunde mehr. Denn besagter Schotter sorgte in der letzten Woche für einen kleinen Zwischenfall im Training mit schmerzhaften Abschürfungen und Prellungen an Armen und Beinen. Der geplante Start beim Marathon in Neuhaus im Solling stand somit kurz in Frage. Doch die Selbstheilungskräfte meines Körpers scheinen enorm zu sein, denn bis zum Renntag war der Heilungsprozess bereits so gut wie abgeschlossen.

 
Also konnten wir voller Vorfreude auf das Rennen, die gut 2,5-stündige Überlandfahrt ins tiefste Weserbergland in Angriff nehmen. Auch heute galt wie so oft die Devise „Luftlinie ist die Entfernung gar nicht so fern, aber die kurvigen Landsträßchen machen die Fahrt zu einer kleinen Weltreise.“ Gut, so lernt man immer wieder schöne Landstriche und entlegene Ecken kennen.


In Neuhaus angekommen, schafften wir es mit unserer Parkplatztaktik wieder bis an den Startbogen vorzudringen. Mich überraschte der plötzliche Temperatursturz auf 12 Grad mit eisiger Polarluft und ich musste mich seit ewiger Zeit mal wieder in eine Jacke hüllen. Ähm Sommer, was ist da bei dir los? Beim Warmfahren erreichte der Körper dann natürlich schnell seine Betriebstemperatur und ich freute mich auf die 50 Rennkilometer mit 1200 Höhenmetern, die laut Höhenprofil über viele endlos lange Anstiege gesammelt werden sollten.
Am Start wartete eine wirklich schöne Geste des Veranstalters: Die Lizenzfahrer wurde alle aufgerufen und hatten einen eigenen Startblock. Das war angenehm. Daran sollten sich die anderen Ausrichter ein Beispiel nehmen. Denn diesen kleinen Vorteil sollten Lizenzfahrer immer erhalten. Der guten Ausgangsposition sei Dank war ich mitten in der Führungsgruppe der Männer, als es direkt nach dem Startschuss in die erste steile und lange Schotterrampe ging. Das Anfangstempo der Gruppe war extrem schnell und aggressiv. Ich sah meine Wattwerte und dachte mir, dass es wohl nicht besonders sinnig ist, bei einem 50 Kilometerrennen seine besten 5, 10, 20 und 30 Minuten zu fahren. Aber was soll es, Pacing wird überbewertet. ;-) Das spart dann auch den ein oder anderen Critical Power Test im Training. Ich hatte in der vergangenen Woche zwar erst einen Leistungstest absolviert und eine neue Schwelle festgelegt, doch im Rennen kann ich immer noch ein paar Watt mehr auf das Pedal bringen. Wir wollen ja auch schließlich nicht zum Trainingsweltmeister werden.

Den schnellen Rennstart hatte mein Körper relativ schnell verkraftet und ich fand an den langen Anstiegen (teilweise über 20 Minuten am Stück – das gibt es selten bei Rennen) in einen flüssigen Rhythmus. Einzig in den ruppigen Abfahrten hatte ich Probleme mit den Sturzverletzungen, weil die schmerzhaften Abschürfungen meine volle Performance sehr bremsten. Da musste ich die Zähne ordentlich zusammenbeißen.
Das Höhenprofil des Marathons war wie für mich gemacht. Die langen Anstiege bereiteten mir viel Freude und ich konnte mein Watt-zu-Kilogramm-Verhältnis optimal nutzen. Meine Position im Feld behauptete ich und löste mich am ersten langen Anstieg von einer Männergruppe. Ich fand noch einen Mitstreiter, mit dem ich bis ins Ziel zusammenblieb. Wir wechselten uns am Berg und in den Abfahrten ein wenig ab und es machte viel Spaß. Die Ziellinie erreichte ich nach 2 Stunden und 1 Minute als Gesamtsiegerin. Nur 11 Männer waren schneller, der Sieger hatte 7 Minuten Vorsprung. Die nächste Dame folgte 23 Minuten nach mir, ich hatte doch einiges an Vorsprung herausfahren können. Ich war mehr als glücklich über dieses „race to remember“, erstaunt über meine Wattwerte (=neue Leistungsschwelle, neues Glück) und gesättigt mit Endorphinen. Ein Traumtag.



Nächste Woche geht die Reise zum Erbeskopf Marathon nach Thalfang. Ich freue mich schon.

Bis dahin: Keep on riding,

Vanessa
 
Zitate des Tages:

„Ich bin voll mit Koffeingels, das hält mich sicher 10 Tage wach.“

„Pacing? Na so lange es keinen Einbruch gibt.“

„Wir werden die Frau nicht los.“

 
 
 
 

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