Bundesligarennen Straße in Dautphe: Tausche Waldboden gegen Asphalt
Am Wochenende war es mal
wieder an der Zeit dem Projekt „Neue Erfahrungen sammeln“ aus der Rubrik „Aus
dem Leben lernen“ eine Plattform zu bieten. Dafür tauschte ich Wald, Trails,
Matsch und breite Reifen gegen Asphalt, Rennrad und Straßenstaub ein. Ich wäre
vermutlich niemals in den Genuss (ob es einer war, werde ich später erläutern)
eines Bundesligarennens auf der Straße gekommen, wenn dieses nicht direkt im Nachbarort seine
Austragung gehabt hätte. Im Vorfeld war ich mir natürlich im Klaren darüber,
dass man als Einzelstarterin bei einem solchen Event eine kleine und
untergeordnete Rolle spielt. Trotzdem bereitete ich mich taktisch intensiv
durch das Studieren der aktuellen Giro d´Italia Etappen vor. Vorbereitung kann
schließlich nicht schaden. Unpraktisch ist es nur, wenn man die Taktiken dann
mit sich alleine ausmachen muss. So setzte ich mir zum Ziel ein solides und
gutes Trainingsrennen zu absolvieren.
Bis dahin: Keep on riding,
Zitate des Tages:
Als sich kurz vor dem Start
alle Teams versammelten, war ich doch erstaunt, wie viele Frauen in Deutschland
Straßenradsport betreiben! Ich kam mir nun mehr doch etwas verloren in den
Reihen der großaufgestellten Teams mit eigenen Begleitfahrzeugen vor. Die
schwierige Strecke hielt auf dem knapp 9-Kilometer-Rundkurs zwei Anstiege und
eine lange, leicht abfallende Drücker-Passage bereit. Der längere Anstieg war
für mich als Bergfahrerin kein besonders entgegenkommender Berg, da er sich
eher sacht und schleichend dahinzog. Kategorie: Leichter Hügel. Nur am Rande: Die Strecke in Dautphe war
vor zwei Jahren für die Deutsche Meisterschaft U23 als Vorbereitungskurs für
die WM-Strecke in Norwegen ausgewählt worden.
Mein Heimvorteil brachte mir
im Grunde nur die Erkenntnis, dass ich das Streckenprofil nicht besonders
mochte – oder es mir nicht entgegen kam. Aber nun genug lamentiert –
schließlich wollte ich Rennen fahren. Die Startphase war recht entspannt im
geschlossenen Feld. Anstrengend war hier nur seinen Platz gegen Lenker,
Ellenbogen und Drängler zu behaupten. So rollten wir die ersten Runden dahin.
In mir keimte die Frage auf, wie ich aus dem Pulk herauskommen soll, wenn vorne
eine Gruppe flüchtete? Und genauso kam es dann auch. Nur, dass ich die
Fluchtgruppe gar nicht realisierte. Kurz mal die Aerosocken hochgezogen und
einen Schluck aus der Trinkflasche genommen und schon war eine kleine Gruppe
weg. Die Verfolger wurden von den anderen Teamfahrerinnen erfolgreich
ausgebremst und zurückgehalten. Alleine gegen den Wind konnte ich nicht mehr an
die Führungsgruppe heranfahren. Die Lücke war zu groß.
Meine neutrale teammitgliederfreie
Position bedachten die anderen Frauen ständig mit irgendwelchen Anweisungen und
Kommentaren zu Sachen, die ich machen oder nicht machen sollte. Ich versuchte
dies zu ignorieren und fuhr mein Tempo. Denn wenn man schon alleine ist, muss
man auch für niemanden Arbeiten. Ich hatte bei diesem Rennen ohnehin nichts
mehr zu verlieren oder zu gewinnen. Nach 60 Kilometern war ich knapp vorm
Aufgeben, weil ich keinerlei Drang und Sinn mehr verspürte, weitere 26
Kilometer gegen den Wind zu kämpfen. Aber Aufgeben ist keine Option und wird im
Nachhinein auf jeden Fall immer bereut. Also einfach weiter, immer weiter. Als
die letzte Runde durch das Glockensignal eingeläutet wurde, war ich doch mehr
als froh, dass die ganze Geschichte nun ein Ende fand. Die Platzierung war mit
Rang 40 irgendwo im Mittelfeld, aber wenigstens bin ich nicht überrundet
worden. Fazit des Tages: Wer Spaß am Radfahren haben will, sollte einfach
MTB-Rennen fahren. Denn da gewinnt der Beste. Auf der Straße gehört nicht nur
alleine das Können dazu, sondern auch jede Menge Taktik, ein starkes Team im Rücken, eine große Prise Glück
und der richtige Moment. Und alleine der Umgang und das Miteinander im Feld
haben mich erschreckt. Das kenne ich vom MTB-Sport nicht. Ich denke mal, mit
der Straße muss man groß werden, um das auszuhalten.
Das Bundesligarennen war
eine lehrreiche Erfahrung für mich, die allerdings keiner Wiederholung bedarf. Aber
nichtsdestotrotz war es ein gutes Training.
Nächstes Wochenende steht
kein Rennen im Programm, dafür ein kurzes Trainingslager in der Pfalz.
Vanessa
“Ich verstehe das ganze
System selber nicht.“
„Alle, ich kenne alle Namen!“
"Naja dann gebe ich mir eben selbst Windschatten."
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