Bergzeitfahren Schotten: Kälte und Nässe – eine fieses Kombination

Der Start beim Bergzeitfahren „Sturm auf den Vulkan“ in Schotten ist mittlerweile eine feste Tradition. Und an Traditionen sollte man schließlich festhalten wie an einer Laterne, die einem den Weg ausleuchtet (welche Poesie). Des Weiteren sprechen die Daten des Rennens eindeutig für den klassischen Bergfahrertypen wie mich: 12 Kilometer und 550 Höhenmeter - am Stück versteht sich.

Einziger Nachteil dieses Rennens: Der Start ist erst um 15 Uhr. Nachmittagsrennen sind nicht so mein Fall. Zunächst wartet man ewig bis es endlich losgeht, streift umher wie ein Tiger im Käfig und läuft dann Gefahr durch den Koffeinentzug vor dem Rennen ins Nachmittagstief zu rutschen. Aber es ist wie es ist.

Der Abgleich diverser Wetterplattformen verhieß für den Nachmittag im tiefsten Vogelsberg nichts Gutes: Regen und Kälte. Einzeln lassen sich diese beiden Komponenten recht gut ertragen. Aber in der Kombination „kalter Regen“ oder „regnerische Kälte“ als Duett wird es zum harten Kampf gegen die äußeren Bedingungen.
Am Ort des Geschehens angekommen war auch der Regen bereits da. Also lieber erst einmal im warmen Auto sitzen bleiben und die Lage überdenken. Wo fahre ich mich warm? Schneit es oben im Ziel auf fast 800 Metern über dem Meeresspiegel vielleicht? Wie sollen wir später nass und durchgefroren die Abfahrt zum Auto überleben? Doch Theorie half nichts. Irgendwann mussten wir der Realität ins Auge schauen, in die Rennklamotten schlüpfen und die freie Rolle zum Warmfahren hervorholen. Bei meiner Parkplatzwahl unter einer alten Buche hatte ich den forstwissenschaftlichen Grundsatz „Im Laubwald regnet es immer zweimal. Einmal vom Himmel und einmal von den Blättern“ nicht berücksichtigt. Somit hatte ich auch nicht gemerkt, dass der Regen tatsächlich eine Pause einlegte, weil es von den Bäumen munter weiter aufs Auto prasselte. Also Glück gehabt beim Warmfahren. Aber das Glück ist ja bekanntlich mit den Tüchtigen.



Ich freute mich auf jeden Fall, als es endlich auf die Strecke ging. Das Feld knallte los, als ob das Ziel bereits nach 200 Metern erreicht wäre. Ich hielt mich vorne und versuchte am Hinterrad meines Lieblingsmenschen ins Rennen zu finden. Es war extrem hart bei Nässe, Kälte, Schlamm und Matsch. Der Untergrund war langsam und der Boden saugte einen regelrecht an. Meine Position an der Spitze des Frauenfeldes hielt ich konstant, war aber vom Kopf her nicht im explosiven Rennmodus. Es kam mir alles sehr schleppend, mühsam und träge vor. Die Wattwerte auf dem Garmin erfreuten mich jedoch, denn ich trat genau das, was ich mir vorgenommen hatte.
Besonders der letzte Abschnitt „fiese Wiese“ vor dem Zielbogen – in dicken Nebel gehüllt - kostete die letzten Körner. Ich war mehr als froh, nach 37 Minuten Fahrtzeit endlich oben anzukommen. Und es hatte zum Gesamtsieg gereicht und sogar zum 10. Platz im Gesamtfeld. Auch, wenn es sich nicht so angefühlt hatte.


Pünktlich zu meinem Zieleinlauf setzte dann auch der Regen mit Hagel wieder ein und ich wollte nur noch so schnell wie möglich zurück ins Tal, rein in warme und trockene Kleidungsschichten. Auf die Siegerehrung verzichtete ich angesichts der Witterung schweren Herzens. Gegen die Abfahrt zurück zum Auto war das Rennen aber in der Tat fast ein Kindergeburtstag. In meinem Leben habe ich wirklich noch nie so gefroren. Leben am Limit und heute weit darüber hinaus. Doch Schmerzrezeptoren haben glücklicherweise kein Gedächtnis und kurze Zeit später war auch alles wieder vergessen. Was bleibt ist die schöne Erinnerung an meinem Sieg. Ich liebe diesen Sport – mit allen seinen Facetten.
 
 
Nächste Woche steht – bei hoffentlich besseren Witterungsverhältnissen – der Bilstein Marathon in Großalmerode im Rennkalender.

Bis dahin: Keep on riding,

Vanessa

Zitate des Tages:

„Was tut man sich an“

„Ich könnte jetzt daheim unter der Kuscheldecke Shopping Queen gucken.“

„Weint man kurz vorm Kältetod oder was?!“

„Ich brauche eine Rettungsdecke!“

 

 

 

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