Livigno Tag 2 und 3: Epic trails, epic world!

Tag 2: Auf den Spuren der Bike-Trans-Alp

Am Morgen wurden wir unsanft mit Einbruch der Helligkeit von lauten Baggergeräuschen aus dem Schlaf gerissen. Daraufhin stellten wir erstaunt fest, dass unser Auto von der Außenwelt abgeschnitten war, weil zwischen Einfahrt und Straße nun ein 2 Meter breiter und tiefer Graben lag. Italian Lifestyle. Glücklicherweise sind wir ja zum Radfahren hier und das Auto kann stehenbleiben.

Nach dem Frühstück freuten wir uns wieder über den Anblick von strahlendem Sonnenschein und 12 vorhergesagten Sonnenstunden. Wir nahmen den ersten Anstieg mit einem Tempointervall in Angriff. Ich war gespannt, ob ich die Höhenluft spüren werde - manche Studien belegen, dass die Leistungsfähigkeit circa 10 Prozent niedriger ist als in tieferen Gefilden.
Davon spürte ich auf den ersten 500 Höhenmetern am Stück jedoch nichts. Die Werte passten und der Anstieg flog nur so dahin. Dann öffnete sich das Tal und wir wurden auf einem wunderschönen Hochplateau zwischen Kühen, Ziegen und einem unendlichem Weitblick hin zu den schneebedeckten 3000ern ausgespuckt.

Es ging ein paar Meter bergab und plötzlich blitzte ein azurblauer See zwischen den Felsen durch. Malerisch. Weiter ging es über den Trela Pass. Eine ehemalige Etappe der Bike-Trans-Alp. Es warteten teilweise Rampen mit über 30 Prozent Steigung und losem Geröll, wo ich dann fast in den Lenker beißen und alle Kräfte mobilisieren musste. Ein paar Zähne weniger beim Kettenblatt vorne könnten hier durchaus Linderung verschaffen. Aber bekanntlich werden fehlende Gänge ja mit Kraft kompensiert. Ich war aber sehr froh, dass ich alle Rampen fahren konnte. Und es lohnte sich: Oben erwartete uns ein schmaler und flowiger Singletrail zurück ins Tal. Fahrspaß ohne Ende. Epische Momente. Dankbarkeit für so wunderbare Augenblicke.

Weil wir im Tal nach einem kurzen Kaffeestop noch nicht genug Höhenmeter in den Beinen hatten und auch ein letztes Tempointervall ausstand, ging es noch einmal 900 Höhenmeter am Stück zum Gipfel des Hausberges Crap da la Pare mit herrlichen Rundumblick auf den Stausee, König Ortler im weißen Gewand und dem Val Trela - dem Pass von heute früh.



Die Glücksgefühle am Gipfel sind mit keinem Wort zu beschreiben. Es ist so wenig, was man zum glücklich sein braucht. Und die schönsten Augenblicke bescheren uns die aus eigener Kraft erreichten Ziele.

Tag 3: Trails hoch und runter

Der Baustellenlärm vor dem Appartement ersetzte uns heute mal wieder den Wecker. Dies war jedoch kein Problem, da die frühe Morgenstunde perfekt für eine ausgedehnte Einheit funktionales Training genutzt werden konnte (ohnehin jeden Tag Routine;)).

Mein Highlight zum Frühstück stellt der lustige Wasserkocher in Giraffenform dar. Und auf dem für uns fremden Induktionskochfeld kocht das Wasser schneller, als wir den Teebeutel in der Tasse haben. Praktisch!



Heute war das Ziel ein langer Panoramatrail, der sich flowig an einer Bergflanke lang schlängelte. Und es war mal wieder traumhaft. Mir fehlen hier wirklich die Worte. Es ist alles perfekt - wie in einer Modelleisenbahnwelt. Grüne Almwiesen, blühende Hochheide, in der Ferne die schneebedeckten 3000er, feinste Trails und dazu eine himmlische Ruhe! Das einzige, was ab und an im Weg ist, sind fröhlich blickende Kühe. Eine Reise in das wunderschöne Livigno kann ich jedem Biker nur empfehlen. Euer Herz wird höherschlagen!



Die Tour endete mit einem ultra steilen, ultra schottrigen und nicht enden wollenden Anstieg hinauf zum Einstieg des berühmten Rollercoastertrails. Teilweise wieder über 30 Prozent zwangen uns zum Fahren von Schlangenlinien (Zitat: "Fahr doch schräg, dann ist es überhaupt nicht mehr steil!"). Es war definitiv "hard work", aber ein super Training für die Beinkraft, denn zu Hause im zahmen Mittelgebirge gibt es solche Rampen nicht. Belohnt wurde die Auffahrt von über 500 Höhenmetern am Stück - wohlbemerkt auf 5 Kilometern - dann mit der flowigen Abfahrt zurück zur Basis.



Die Beine erfrischten wir nach der Tour im eiskalten Gebirgsbach. Die richtige Regeneration ist schließlich alles. Morgen steht der erste Ruhetag auf dem Programm unter dem Motto "hiking statt biking". Ich möchte meinen ersten 3000er besteigen (denn hier ist dies relativ schnell möglich, da wir schon auf 1800 Metern Höhe sind).

Bis dahin: Keep on riding,
Vanessa

Zitate des Tages:

"Hier oben war Hans Rey doch auch schon mit der Schippe oder glaubst du, die Wanderer hätten das so Plan getreten?!"

"Dreh´ mal die Fußbodenheizung runter, sonst kocht bei meinem Bike gleich die Milch in den Reifen." 

 
 

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