Spessart-Challenge Bad Orb: Wenn die Angst zum Gegner wird.
Die Entscheidung der Teilnahme an der Spessart-Challenge
in Bad Orb hatte ich mir im Vorfeld nicht leicht gemacht. Schließlich sollte
dies mein erster Marathon nach meinem schweren Sturz und meiner
verletzungsbedingten Zwangspause werden. Die Vorfreude trübten Zweifel, ob ich
schon wieder bereit bin für das Gelände, Trails, Wurzeln, Steine und
gefährliche Passagen. Denn bisher war ich nach Ende meiner Verletzungspause
fast ausschließlich mit dem Rennrad unterwegs und hatte mich bisher noch nicht
auf meine Hometrails gewagt. Somit war der Start in Bad Orb ein „Sprung ins
kalte Wasser“. Ich dachte mir eben, wenn ich den Wettkampfdruck im Nacken habe,
wird das schon irgendwie laufen. Und, dass ich dann meine alten Muster der
Fahrtechnik und Fahrsicherheit wieder automatisiert abrufen kann. Doch ob dies
in der Praxis so einfach ist?
Der Start war sehr gemächlich, da das Starterfeld sich
eine ganze Zeit in den Windschatten eines kleinen Elektroautos hängen musste,
welches den Weg durch die verwinkelten Gassen der Stadt markierte. Doch dann auf
einer langen Gerade hieß es endlich „Start frei!“ und das Feld schoss los,
direkt hinein in den ersten längeren Anstieg. Ich fühlte mich gut und war
glücklich wieder auf dem MTB zu sitzen. Und Berge liebe ich sowieso. In diesem
Rennen warteten drei längere Anstiege – ich war höhenprofiltechnisch wieder
bestens vorbereitet.
Doch nach dem ersten Berg folgte der erste Trail – dieser
lief noch einigermaßen flowig, jedoch langsamer als ich es gewohnt war. Mein
Blick scannte jede potentielle Gefahrenstelle genau ab, es war viel
anstrengender als sonst. Dann ging es in den zweiten Anstieg – ein Glück.
Diesen nutzte ich um die verlorene Zeit im Trail wieder auszuholen. Ich war so
auf meine Fahrt konzentriert, dass ich gar nicht registrierte, dass ich bereits
am ersten Berg eine große Lücke zu den Verfolgerinnen aufgerissen hatte. Dies
teilte mir erst einer der Streckenposten mit.
Dann endlich kam der Kurpark von Bad Orb in Sicht und ich
überquerte als Gesamtsiegern die Ziellinie. Insgesamt waren nur 13 Männer
schneller als ich und der schnellste Mann war zufällig mein Lieblingsmensch, weshalb
ich mich gleich doppelt freuen konnte.
Für mein Mountainbike endet die Saison nun, das nächste MTB-Rennen werde ich vorrausichtlich erst wieder im April 2018 fahren, um über den Winter an meiner Fahrtechnik zu arbeiten.
Für mich geht es nächste Woche in ein Trainingslager im Vinschgau/Südtirol und dann werde ich die Hessischen Meisterschaften am Berg in Schotten in Angriff nehmen.
Zunächst begrüßte uns die Kurstadt Bad Orb am frühen
Morgen mit kalten Temperaturen und dichtem Nebel. Die üblichen routinierten Szenarien
– Startunterlagen holen, Rennkleidung zurechtlegen, Startnummer ans Rad heften,
den letzten Snack einnehmen - strahlten
eine gewisse Ruhe auf mich aus, sodass sich meine Aufregung etwas legte.
Dennoch hörte ich dem Sprecher im Startblock genau zu, als er von matschigen
und rutschigen Trails sprach und zur Vorsicht mahnte. Sonst hatte ich für
solche Dinge kein Ohr, da ich mein Rad ohne Probleme durch alle Passagen
lenkte. Heute überwog jedoch ein für mich völlig fremdes Gefühl: Angst. Angst
vor Trails, Wurzeln, Abfahrten und weiteren Stürzen. Und ich weiß, es ist nicht
gerade von Vorteil, wenn man mit Angst in ein Rennen startet. Denn Angst
blockiert.
Auf den Anstieg folgte wieder ein Trail, einer von der
Sorte, über den ich mich früher freute. Heute jedoch war ich vor Angst so
blockiert und verkrampft, dass ich keine Sekunde der Abfahrt genießen konnte. Ich
wünschte mir einfach nur, dass es gleich vorbei ist. Überhaupt fragte ich mich,
ob meine gesamte Fahrtechnik, die ganzen abgespeicherte Muster und die
Leichtigkeit von früher mit dem Sturz komplett gelöscht worden sind? Der Spaß,
der mir in Bad Orb bergab fehlte, hatte ich dafür bergauf. Die Anstiege waren
gleichmäßig und ich freute mich über die Wattanzeige auf dem Garmin.

Es war ein besonderer und emotionaler Sieg, der mich
selber überrascht hat. Das Rennen glich einer Achterbahnfahrt der Gefühle und
war eines der schwersten Rennen für mich. Denn mein Gegner war die Angst. Und
ich werde alles daran setzen, wieder zu meiner alten Stärke im Trail
zurückzufinden!
Für mein Mountainbike endet die Saison nun, das nächste MTB-Rennen werde ich vorrausichtlich erst wieder im April 2018 fahren, um über den Winter an meiner Fahrtechnik zu arbeiten.

An die Veranstalter der Spessart-Challenge möchte ich an
dieser Stelle noch einmal ein großes Lob und Dankeschön richten für die tolle
Organisation, die liebevolle und familiäre Betreuung und das schöne Ambiente.
Ich war nun zum dritten Mal dabei und jedes Mal begeistert. Es ist sehr schade,
dass es in diesem Jahr die letzte Veranstaltung von euch war!
Für mich geht es nächste Woche in ein Trainingslager im Vinschgau/Südtirol und dann werde ich die Hessischen Meisterschaften am Berg in Schotten in Angriff nehmen.
In diesem Sinne:
Keep on riding,
Vanessa
Zitate des Tages:
“Der Nebel war so dicht, ich habe die Schilder gar nicht
gesehen.”
„Wo waren denn hier schwere Trails?“ „ÜBERALL!“
„Nudel, Eis, Kuchen, Pommes – alles bitte!“
Glückwunsch zum Doppelerfolg!
AntwortenLöschenVielen Dank! :)
LöschenGlückwunsch an euch beide!! Mich hats jetzt auch erwischt, Rennen vor 2 Wochen Schulter ausgekugelt, diese Woche OP, 1-2 Monate Pause, aber mein Kopf hat momentan auch wenig Lust auf MTB.
AntwortenLöschenDann gute Besserung! Das wird wieder. :)
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