Hessenmeisterschaft Bergzeitfahren: Sprint um den Titel

Da meine Saison bedingt durch meine Verletzung nicht so lief wie geplant, wurde auch das Saisonhighlight (kurzum das Rennen, für das sich das ganze Training auszahlen soll/ der Tag, an dem alles perfekt zusammenpassen muss) nach hinten durchgereicht. Ein Glück also, dass es da noch ein besonderes Sahnehäubchen gab, um meine Saison zu beenden und dieses Rennen dann zu meinem Highlight auserkoren werden konnte. Für die Hessische Meisterschaft am Berg fühlte ich mich mental und physisch gut vorbereitet, da ich dort von meinem einigermaßen bergtauglichen Watt-zu-Kilogramm-Verhältnis Gebrauch machen konnte.

Ort des Geschehens war der Hoherodskopf in Schotten mit einer 8 Kilometer langen Strecke mit rund 400 Höhenmetern. Wieder einmal genoss ich das entspannte Ambiente eines Einzelzeitfahrens mit vorgegebener Startzeit, keinem Gedrängel und Warmfahren auf den Punkt. Gestartet wurde im Abstand von 30 Sekunden. Ich war als dritte Frau der Elite an der Reihe. Kurz vorm Start gab mein Lieblingsmensch (und Trainer) mir noch einmal den Hinweis, das Rennen gleichmäßig anzugehen, da dieses insgesamt schneller ist! Also nicht am Anfang überziehen. Als ich von der Startrampe rollte, hallten diese Worte noch nach. Jedoch versuchte ich erst einmal ordentlich Fahrt aufzunehmen – jede Sekunde zählt. Kurz nach dem Losfahren überholte ich bereits die beiden vor mir gestarteten Damen und konnte mir den besten CP-5-Wert meines Lebens sichern. So viel zum pacen. Aber ich erlebte keinen Einbruch meiner Leistung, sondern kam in einen guten Rhythmus. Das einzige, was mir durch den Kopf ging war, dass jede Sekunde zählen wird. Recherchen der Vorjahreszeiten hatten ergeben, dass ich um die 20 Minuten brauchen werde. So konnte ich meine Werte perfekt einpendeln.


Ebenso wusste ich, dass es oben auf den letzten beiden Kilometern flach werden würde. Allerdings war es nicht nur flach, es ging sogar leicht bergab. Und das bei Gegenwind. Als es in die Flachpassage ging, spürte ich dann die folgende Konkurrentin im Nacken, die vorbeizog. Ich hing mich kurz in den Windschatten. Da sie direkt hinter mir gestartet war, hatte sie sodann 30 Sekunden aufgeholt. Noch ein Kilometer bis zum Ziel. Wenn ich es schaffen wollte, musste ich mich nun absetzen. Mein erster Sprintversuch scheiterte.

Als das Schild mit „Noch 500 Meter bis zum Ziel“ in Sichtweite kam, sprintete ich noch einmal an (gut, dass ich das in den letzten Wochen so häufig trainiert habe). Dieses Mal konnte ich mich absetzen und eine Lücke aufreißen. Jedoch war mir klar, dass ich auf 500 Metern wohl kaum noch 30 Sekunden herausfahren konnte. Aber egal, der Sprint machte Spaß, ich fühlte mich fast wie Peter Sagan und die Lücke wurde größer!

 

So reichte meine Zeit von 20:50 Minuten für den zweiten Platz mit 27 Sekunden Rückstand und somit für den Vize-Hessenmeistertitel. Damit kann ich mehr als zufrieden in die Winterpause gehen und dann vielleicht 2018 den Traum vom Landesmeister-Titel realisieren.

Etwas wehmütig ist mir schon zu Mute, wenn ich darüber nachdenke, dass nun die „Off-Season“ beginnt und es bis zum nächste Rennen noch 6 Monate sind. Aber nun bleibt Zeit für schöne Ausfahrten, das Training geht weiter und Vorfreude ich ja bekanntlich die schönste Freude.

In diesem Sinne:

Keep on riding,

Vanessa


Zitate des Tages:

„Ich bin der schwerste Hessenmeister in der Geschichte des Bergzeitfahrens!“

„Da fühlt man sich leicht und dann sind die anderen noch viel leichter.“

„Mit den Lightweights hätte ich gewonnen.“  - „Mit einem Kilo weniger hättest du eher gewonnen.“

 

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