Sigma-Marathon in Neustadt: Wenn ein Deutscher Meister nach der Dusche fragt…

Flüssigkeitsbedarf – ein gutes Stichwort: Direkt nach dem
Massenstart auf der ersten holprigen Kopfsteinpflasterpassage verlor ich meine
Trinkflasche. Das ist mir noch nie passiert. Eigentlich bin ich in der Tat so
perfektionistisch und teste im Training jede neue Flasche auf ihre Tauglichkeit.
Diesmal leider nicht, was mir somit gleich zum Verhängnis wurde. Dieses
Desaster – denn bei 40 Grad und stechender Sonne – kann man bei diesem Verlust
von einem Desaster sprechen, brachte mich leicht aus dem Takt. Zudem ging es
gleich in den ersten steilen Anstieg. Bei Kilometer 17 war die erste
Verpflegung angesetzt. Bis dahin bin ich bei der Hitze dehydriert! Wie eine
Fata Morgana tauchte dann aber am Gipfel des ersten Anstiegs die Feedzone eines
anderen Teams auf und ich fragte schnell, ob sie eine Flasche übrig haben. Zum
Glück ja und die Flasche beinhaltete sogar Wasser und kein fremdes Pulver. Noch
einmal gerettet. Tatsächlich führte ich auch zu diesem Zeitpunkt das Damenfeld
noch an.
Insgesamt fiel mir das Rennen vom eigenen Empfinden her etwas
schwer. Nach einer Rennpause habe ich zunächst immer Probleme wieder in den
fokussierten Rennmodus zu finden. Die Hitze raubte mir zudem viele Kräfte. Die
Strecke hielt viele technisch anspruchsvolle und fordernde Trails bereit. Diese
verlangten volle Konzentration und Fahrtechnik – denn teilweise waren die
Trails so angelegt, dass ein Verbremser oder falsches Lenken zum Absturz
geführt hätten.
Bei Kilometer 10 stellte mich eine Konkurrentin und ich
verlor meine Führung. Ich versuchte die Lücke wieder zuzufahren, jedoch hätte
ich dafür bergab zu viel riskieren müssen. Als es dann in einen steilen und
steinigen Anstieg ging, der zur Schiebepassage wurde, war ich dem Aufgeben
näher als dem Weiterfahren. Mental war ich heute leider nicht sehr stark. Doch
dann mobilisierte ich noch einmal alle Kräfte und meinen Kämpferwillen, um
wenigstens den zweiten Platz zu halten.
Dies gelang mir dann auch, jedoch nur in meiner Altersklasse.
Denn kurz vor dem Ziel überholte mich noch einen Seniorin. Die letzte Abfahrt durch
die Weinberge war extrem holprig und ich spürte meine Handgelenke kaum noch. So
entfiel ein Zielsprint und ich fuhr mit rund 30 Sekunden Rückstand über die
Ziellinie als Zweite meiner Altersklasse und Dritte Gesamt.
Da ich durch die
Gesamtbedingungen und die Startproblematik mit verlorener Verpflegung niemals
mit so einem Ausgang gerechnet hatte, war ich mehr als zufrieden.

Fazit: Der Marathon in Neustadt ist ein schönes Rennen mit toller
Location und perfekter Organisation. Die Strecke ist sehr anspruchsvoll und
fordernd, die Trails sind einmalig. Einer der trail-lastigsten und
härtesten Marathons in Deutschland. Ich werde sicher in den nächsten Jahren
wieder an der Startlinie stehen.
In diesem Sinne:
Keep on riding,
Vanessa
Zitate des Tages:
„Ist dir eigentlich aufgefallen, dass die Strecke komplett
in einem kleinen Waldstück verlief?
„Ähm
nee.“
„Und wieder ein
VIP-Parkplatz.“
„Das war so hart. Das war sooo hart. Lass´ mich sterben.“
„Die Trails waren nicht am, sondern über dem Limit. Einmal
verbremst und du bist weg!“
„Unfahrbar – oder was?“
„Ich glaube, wenn ich das Schlussmotorrad im Nacken hätte,
würde ich vor Scham lieber dezent irgendwo ins Gebüsch kippen.“
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