Spessart-Challenge Bad Orb: Vom Jagen und gejagt werden.
Als mich am Sonntag um
kurz vor sechs Uhr der Wecker unsanft aus dem Tiefschlaf riss und ich draußen
den Regen auf das Dach prasseln hörte, erschien es fast verlockend einfach
weiterzuschlafen. Doch das Rennfieber überwog natürlich und so ging es kaum eine
halbe Stunde später schon auf der Autobahn Richtung Spessart. Zeitlich war mal
wieder alles recht knapp kalkuliert (um die maximale Schlafzeit auszunutzen),
sodass das Frühstück kurzerhand im Auto fortgesetzt werden musste. Auffallend war,
dass sich die Autobahn am frühen Sonntagmorgen nur Menschen mit Fahrrädern in,
am oder auf dem Auto sowie Fahrer mit Pferd im Hänger teilen. Diese ganzen sportverrückten
Frühaufsteher. ☺
Die Ziellinie passierte
ich schließlich als Siegerin meiner Alterklasse (Damen) und Zweite Overall. Da
der Moderator mich aber bei der Zieleinfahrt übersehen hatte, musste ich erst
den Zeitnahme-Wagen stürmen, um mein Ergebnis zu erfahren. Und dann war ich
sehr, sehr glücklich - ein tolles Rennen und endlich hat es mal wieder bis ganz
nach oben gereicht. Bis vor wenigen Wochen war ich noch froh darüber, dass ich
in dieser Saison überhaupt noch einmal Radfahren kann und jetzt reicht es sogar
schon wieder für das Podium. Damit hätte ich niemals gerechnet. ☺
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Noch regnet es, doch hinten reißt der Himmel auf. |
Je näher der Ort des Geschehens
- die Kurstadt Bad Orb - rückte, desto weniger wurde auch der
Regen und sogar die Außentemperaturen erreichten knapp zweistellige Werte. Bei den Wettkämpfen der vergangenen Wochen schwitzte man bereits vor dem Warmfahren, heute hingegen dauerte es um Einiges länger, den Körper auf Betriebstemperatur zu bringen.
Regen und sogar die Außentemperaturen erreichten knapp zweistellige Werte. Bei den Wettkämpfen der vergangenen Wochen schwitzte man bereits vor dem Warmfahren, heute hingegen dauerte es um Einiges länger, den Körper auf Betriebstemperatur zu bringen.
Um Punkt zehn Uhr fiel der
Startschuss: Die Startphase war sehr hektisch, da der Weg zunächst durch die
verwinkelten Straßen Bad Orbs führte und dementsprechend eng war. Die ersten
Kilometer fuhr das Feld neutralisiert hinter dem Begleitfahrzeug her. Am ersten
Anstieg aus dem Stadtkern hinaus hieß es dann schließlich „Freie Fahrt!“ und
das Feld zog sich schnell auseinander.
Ich hatte mich völlig
unvorbereitet in dieses Rennen gestürzt, was die Betrachtung des
Höhenmeterprofils angeht. Üblicherweise drucke ich mir dieses immer aus und
klebe es an den Lenker. Dem war heute, warum auch immer, nicht so - deswegen
kamen die Berge nun etwas überraschender. Das Rennen war ohnehin so schnell,
dass ich weder Zeit zum Trinken oder Gel essen fand, noch in dieser Hektik die
Berge mit dem Höhenprofil hätte abgleichen können. Bis zur Hälfte der Strecke
führte ich das Damenfeld an. Dann zog in einer Abfahrt plötzlich eine andere
Dame vorbei. Von der Startnummer her (vierstellig=lange Strecke,
dreistellig=kurze Strecke - hatte ich doch extra noch recherchiert) ordnete ich
sie der Langstrecke zu und ließ sie zunächst ziehen. Am nächsten Abzweig bog
sie jedoch auf die kurze Runde ein. Also nichts wie hinterher. Sie blieb zwar
in Sichtweite, ich kam aber nicht mehr ganz heran. Aus den Augenwinkeln
vermerkte ich, dass auch weitere Damen hinter mir lauerten und es somit an der
Zeit wäre, noch einmal das Tempo drastisch anzuziehen. Somit war ich Jägerin
und Gejagte gleichzeitig und ich stellte mir ständig die Frage, was wohl besser
oder schlechter sei. Am nächsten Berg konnte ich dann jedoch meinen Vorsprung
wieder ausbauen. Verpflegungsstationen musste ich leider links oder auch rechts
liegen lassen, um keine Zeit zu verlieren.
Die Schlusspassage war
sehr Cross-Country-lastig mit einigen flowigen Trails aber auch recht
verbockten Wurzelpassagen. Ich war mal wieder mit vollstem Vertrauen in mein
Material ohne irgendwelche Vorkehrungen wie Schlauch, Pumpe oder Reifenheber in
das Rennen gestartet und hoffte nur inständig, dass mich jetzt nicht noch so
kurz vor dem Ende eine Panne ereilte. Doch es ging alles gut. Auch das Wetter
hielt entgegen aller Prognosen, sodass wir alle trocken und schlammfrei das
Rennen beenden konnten.
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Der Kurpark in seiner ganzen Idylle. |
Bis
zur Siegerehrung war ungewöhnlich viel Zeit, sodass ich mich in aller Ruhe
ausfahren konnte (das nehme ich mir eigentlich immer vor, jedoch scheiterte
dieses Projekt bisher meistens an der Umsetzung). Nach dem Verladen der Bikes,
duschen, umziehen und der Rennnachbesprechung war immer noch jede Menge Zeit
bis zur Siegerehrung. Zum Glück war die Auswahl kulinarischer Köstlichkeiten
groß genug, um die Wartezeit zu überbrücken. Auch der weitläufige Kurpark -
oder besser „Place to be“ - lud zum Verweilen ein. Um 14 Uhr ging es dann schließlich endlich zum
Part der Siegerehrung über.
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Siegerehrung Teil 2: Overall |
Die
Spessart-Challenge bot wirklich eine tolle und abwechslungsreiche Strecke und
auch die Organisation war einwandfrei. Das Rennen in Bad Orb war heute Premiere
für mich, wird aber definitiv einen festen Platz in meinem Rennkalender finden.
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Siegerehrung Teil 1: Alterklasse |
Keep on riding,
Vanessa
Zitate des Tages:
„Mein Navi hat mich
genau hierhin gelotst. Aber hier ist kein Mountainbiker weit und breit!“
„Bin schnell im Kurpark
die Enten füttern.“
„Hier ist der Start, da
ist das Ziel - und dazwischen wird gewonnen.“
„Auf der Autobahn mit
300 fahr´n (Helene Fischer♫). Nimm das doch bitte nicht wörtlich.“
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