Drei-Täler-Marathon, Medebach-Titmaringhausen: Von endlosen Höhenmetern, Bachdurchfahrten und 17%-Steigungen (von Vanessa)

Samstag war wieder Raceday: Im Programm stand der Drei-Täler-Marathon in Medebach-Titmaringhausen als Abschlussveranstaltung der Nutrixxion-Trophy. Um das kleine Örtchen geographisch einordnen zu können: tiefstes, tiefstes Sauerland. Viele Berge, viele Kühe, viele Bauernhöfe. Wer schon immer mal ans Ende der Welt wollte: Titmaringhausen wäre eine idyllische Möglichkeit. Der Drei-Täler-Marathon ist in der Radsportszene ein beliebtes Event und so war die riesige Wiese, die als Parkplatz diente, bereits drei Stunden vor dem Start gut gefüllt. Und kaum hatte ich den Weg zur Startnummernausgabe angetreten, traf ich auch schon auf Evelyn. Heute war wieder Specialized-Mädels-Teamtreffen angesagt. Nach einem kurzen Update bezüglich Verletzungsproblematik, technischen Details, der Kleiderwahl und den bevorstehenden Höhenmetern, holte ich meine Startunterlagen ab.

Da die Wege zwischen Parkplatz, Anmeldung und Start-/Zielbereich doch recht weitläufig waren, verriet uns der Blick auf die Uhr, dass es nun höchste Zeit für das obligatorische Warmfahren (oder besser Warmquatschen) wurde. So nahmen wir schon einmal den ersten Teil der Strecke in Augenschein, durchquerten den Wildbach und fuhren die erste technische Passage - laut Beschilderung „Tepels Hohle Gasse“ - hinauf. Trotz relativ pünktlicher Ankunft im Startblock bekamen wir leider keine gute Ausgangsposition und mussten einer ganzen Reihe von Fahrerinnen und Fahrern den Vortritt lassen. Da der Start an einem sehr engen und leicht ansteigenden Weg erfolgte, bestand auch keine Chance mehr, sich elegant nach vorne durchzuarbeiten.  Als der Startschuss fiel - dieser war  wahrscheinlich auch weit über die Grenzen des Sauerlandes hinaus zu hören - wurde es direkt sehr eng und es dauerte einige Zeit, bis das Feld überhaupt Fahrt aufnehmen konnte. Ich erwischte einen schlechten Start, konnte nicht überholen und wurde ständig abgedrängt. Hinzu kam, dass mein Radcomputer „zu viele Signale“ verkündete und keine Messung vornahm. Somit galt meine Aufmerksamkeit zunächst der streikenden Technik und erst ein paar hundert Meter später konnte ich mich - dann zum Glück mit funktionierendem Radcomputer - dem eigentlichen Marathon widmen. Leider hatte ich schon viele Plätze verloren. Die Strecke führte in der rund 7 Kilometer langen Einführungsrunde bereits einige Höhenmeter nach oben und bot abwechselnd auch technische Passagen. Ich fand überhaupt nicht gut ins Rennen und merkte schon gleich, dass ich heute keine guten Beine habe. Als die Einführungsrunde zu Ende ging, hatte ich keinen Überblick, wo ich mich derzeit im Feld befand.

Bis Kilometer 20 hatte ich überhaupt keinen Druck auf dem Pedal und es fühlte sich eher nach einer Tourenfahrt an. Dann kam die erste Verpflegungsstation mit einem anscheinend super energiereichen Iso-Drink und plötzlich ging es vorwärts. Als dann noch das Schild „Hurra, höchster Punkt - geschafft“ - am Wegesrand auftauchte, gab es einen zusätzlichen Motivationsschub. Ich konnte noch einmal alle Kraftreserven mobilisieren und einige Plätze nach vorne gut machen. Diesmal hatte ich auch das Höhenprofil am Rahmen befestigt und konnte die Strecke somit gut einteilen. Was dann folgte war eine Teerstraße mit stellenweise 17 Prozent Steigung - „genau mein Ding“, verkündete ich noch einigen anderen Fahrern, und kurbelte dann zum „Hohen Pön“ hinauf. Hier konnte ich mich auch noch ein paar Plätze nach vorne arbeiten.

Die letzten Kilometer ging es dann auf Trails bergab und ich hatte eine andere Dame vor mir im Blick. Als ich gerade zum finalen Angriff ansetzen wollte, bemerkte ich, dass meine Bremse vorne schleifte und das Vorderrad verdächtig schwankte. Ein Blick auf den Radcomputer verriet, dass es nicht mehr weit bis in Ziel sein kann und ich entschied mich deshalb nicht anzuhalten, um das technische Problem zu beheben. Trotzdem nahm ich das Tempo vorsichtshalber raus und der finale Zielsprint blieb aus. Als 6. meiner Altersklasse erreichte ich schließlich die Ziellinie. Nach 39 Kilometern und 1028 Höhenmetern in den Beinen nahm mich Evelyn im Ziel in Empfang.

Bereits im letzten Jahr hatte ich den Drei-Täler-Marathon als eines der härtesten Rennen der Saison eingeordnet und ich bleibe bei dieser Aussage (Höhenmeter, Höhenmeter, Höhenmeter...) Dennoch war es ein echt tolles Event mit einer tollen Organisation und wir kommen natürlich im nächsten Jahr wieder.

Und an dich Evelyn: Trotz Verletzung und Sturz so ein Rennen zu fahren und durchzuziehen - das ist ganz großer Sport. Glückwunsch zum vierten Platz, jeder andere hätte aufgeben, du kannst stolz auf dich sein. Freue mich schon auf viele weitere gemeinsame Rennen, du bist die Beste.

Keep on riding,
 
Vanessa

 
Zitate des Tages:

„Und Mädels, ihr seid doch sicher noch Juniorenklasse - oder seit ihr schon 18?“   „Ich bin 23, stehe somit kurz vor der Seniorenklasse!“

„Ich musste hier mitfahren, war schließlich vorangemeldet und hatte das Startgeld schon überwiesen.“

„Es gibt kein Eis später, wenn du dich nicht anstrengst.“

„Ist das jetzt dein Bergsprint?“

„Genau mein Ding - 17 Prozent Steigung, Teerstraße. Läuft.“

„Mein Rad ist schon dreckig bevor es losgeht. Ich raste aus.“

Kommentare

Beliebte Posts