Challenge4MTB – Allersheimer MTB Cup: Die Hitzeschlacht von Neuhaus
Nach einer sehr heißen Trainingswoche stand am Samstag der
3. Lauf der Challenge4MTB an, der Allersheimer MTB Cup in Neuhaus. Der
Wetterbericht kündigte den vorerst heißesten Tag des Jahres an, Temperaturen
bis zu 39 Grad, Warnungen vor Kreislaufschwierigkeiten und hohen Ozonwerten.
Aber Renntag ist Renntag und Wetter ist schließlich nur eine Begleiterscheinung
oder Ausrede.
Also die kurzen Trikots eingepackt, Kühltasche gefüllt und
ab geht’s am frühen Samstag Morgen bei angenehmen 22 Grad in den Solling. Ich
habe wieder meinen allergrößten Fan, meine Managerin und Coach in einer Person
dabei, sprich: meine Schwester Carolin.
Gemeinsam holen wir mein Starterpaket ab, bringen die
Startnummer an meinem Specialized S-Works an und machen es uns auf dem bereits
jetzt stark erwärmten Parkplatz gemütlich. Das Treiben im Fahrerlager ist heute
von Hitzepräventionsmaßnahmen geprägt, die Sonnencreme wird herum gereicht, die
Flaschen immer wieder nachgefüllt und die Kleidung immer weiter reduziert, bis
sich die ersten Fahrer schließlich oberkörperfrei warmfahren. Nachdem ich aus
meinem stetig wachsenden Sortiment an Energiegels, -riegeln und –pulvern die
passende Variante für das heutige Rennen ausgewählt habe, beginne ich mich warm
zu fahren, auch wenn mir keiner einen Sonnenschirm dabei über den Kopf hält,
wie das bei den Profis gang und gebe ist.
Ich gondele den ersten Teil der Wettkampfstrecke hinauf, die
lange Steigung durch die Eichenallee. Die Luft ist warm, mir persönlich schon
deutlich zu warm. Regen, Hagel, Schnee, Matsch in allen Variationen: alles kein
Problem, dagegen kann man sich ja anziehen oder warm fahren oder gewöhnen.
Aber Hitze und Wärme liegen mir nicht besonders. Trotzdem habe ich ein gutes
Gefühl und Dank der tropischen Trainingswoche hatten wir ja alle Gelegenheit,
uns an das Wetter zu gewöhnen.
Ein letztes Mal zum Basislager, äh Auto, und die letzten
Rennvorbereitungen vornehmen. Meine Schwester legt mir nahe, mir auf jeden Fall
eine zweite Trinkflasche mitzunehmen. Aber die müsste ich ja hinten ins Trikot
stopfen. Und mitschleppen. Dabei gibt es doch extra wegen der Hitze weitere
Verpflegungsstationen, weshalb ich mich also gegen die zweite Trinkflasche entscheide.
Was ich später bitter bereuen werde.
Um kurz vor zehn stehe ich im vorderen Teil des gut
gefüllten Starterfelds und schwitze mit den anderen Fahrern bei 31 Grad um die
Wette. Um mich herum haben sich vier weitere Fahrerinnen eingefunden, davon
eine starke Niederländerin, die ich schon beim Warmfahren bemerkt habe. Weitere
Fahrerinnen erblicke ich im hinteren Teil des Fahrerfeldes, aber ich habe den
Überblick in diesem Gedränge verloren.
Nach den letzten Hinweisen auf die Verpflegungsstation und
die Risiken bei der Hitze fällt der Startschuss für die Mittelstrecke. Ich
erwische einen guten Start und kann an der Steigung schon einmal einige Plätze
gut machen. Innerlich jubele ich bereits als es in die lange Gerade geht und
ich zügig hochschalte. Oder hochschalten wollte. Mein neuer Standartdefekt, der
Kettenklemmer, hat mich wieder einmal erwischt, obwohl ich am Vortag
noch meinen Mechaniker vom Feierabendbier abgehalten habe. So ein Mist. Ich
fahre an den Rand und während ich, mit mittlerweile geübteren Fingern die Kette
löse und dann wieder spanne, überholt mich gefühlt das ganze Feld, inklusive
der ersten Frauengruppe. Doppelmist, das war es mit dem Vorsprung.
Nicht weiter ärgern, Blick nach vorn und die Verfolgung
aufnehmen. Ich knalle, wieder völlig ich selbst, den nächsten Trail abwärts. Bevor ich mich eines besseren besinnen kann, höre ich einen dumpfen Aufprall
und Bingo, das war meine Flasche. Naja, wir kennen das ja schon, Willingen lässt
grüßen. Was ist denn nur los?
Zum Trost kann ich am nächsten Berg mit einer
Bergsprinteinheit drei der vier anderen Fahrerinnen hinter mir lassen, darunter
die blonde Niederländerin.
Kathrin, Lokalmatadorin und Challenge-Fahrerin, hat sich
allerdings weit nach vorne abgesetzt und macht ordentlich Druck, sodass ich
fast 20 Kilometer brauche, bis ich sie eingehole. Gemeinsam planen wir, die weitere Strecke anzugehen, die nun durch ein schwül warmes Bachtal
wieder hinauf in den Wald führt. Wir brauchen beide einen kurzen Zwischenstopp
an der Verpflegungsstation, wo ich eigentlich vorhabe, mir eine Flasche
besorgen, die sie leider nicht haben. Mist. Also wieder Wasser runterstürzen
und wieder antreten. Kathrin zieht die Trails bergan, ich klebe an ihrem Hinterrad.
Aber als der Berg kein Ende nimmt, muss ich abreißen lassen, auch wenn das mein
Kampfgeist eigentlich nicht zulässt. Aber wir sind erst bei Kilometer 35, der
Schweiß fließt in Strömen, die Lungen brennen, die Beine krampfen. Ich lasse
mich zurückfallen und bemühe mich, wieder meinen eigenen Rhythmus zu finden.
Die Strecke führt nun über einen gleichmäßig ansteigenden Forstweg immer tiefer
in den Wald hinein. Weit und breit ist kein anderer Fahrer zu sehen und ich
muss mich immer mehr ermahnen, nicht ins Tourentempo abzurutschen. Bei
Kilometer 40 taucht endlich ein Fahrerfeld vor mir auf, das mich mitzieht. In
der Gruppe komme ich wieder wesentlich besser voran und kann mich etwas
erholen, vor allem als mir einer der Fahrer, der nach einem Kettenriss zum
Aufgeben gezwungen ist, seine Flasche überlässt. Ganz ganz vielen lieben Dank
dafür! Von da an läuft es wieder. Kilometer 45, der Sollingturm, Silberborn. Dann ist auch schon Neuhaus in Sicht, die letzte lange Abfahrt runter in
die Stadt. Der Fahrer neben mir motiviert mich noch zu einem Zielsprint und
nach 50 Kilometern und 2:31 h beende ich mein bisher heißestes Rennen.
Meine Schwester erwartet mich bereits im Ziel und nimmt
kopfschüttelnd die fremde Flasche zur Kenntnis. Wir verstauen mein Bike, das
mich wie jedes Mal sicher ins Ziel gebracht hat, im völlig überhitzten Auto. Ich ziehe
mich um und dann heißt es warten, beziehungsweise grillen in der Sonne. Erst
als ich zur Ruhe komme, trifft mich die Erschöpfung und die Hitze so richtig. Selbst
im Schatten ist Sitzen anstrengend und ich verneige mich vor den Sportlern, die
heute auf die 100 km Langstrecken gegangen sind.
Im Zielbereich treffe ich endlich auch auf die anderen
Eulen, die alle ein hervorragendes Rennen geliefert haben. Am Ende freuen wir
vier Eulen uns über vier Siege.
Ich konnte mir trotz meiner Schwierigkeiten auf der Strecke
noch den Sieg in meiner Altersklasse und Platz 3 der Gesamtplatzierung sichern.
Auch wenn ich mir, besonders in der Gesamtwertung, etwas mehr erhofft hätte,
bin ich super zufrieden mit meiner Leistung.
Danke an Olaf, Bene, Dirk, Kathrin und Caro für den schönen
Tag!
Keep on riding,
Evelyn
Kommentare
Kommentar veröffentlichen