Erstes Rennen: Höllenberg-Trail-Trophy in Spirkelbach (Pfalz) – ist hier der Name Programm?
Umso schockierter war ich, als ich Anfang des Jahres über
Umwege durch die Sozialen Medien von der „HTT Spirkelbach“ – der Höllenberg-Trail
Trophy – erfuhr. Schockiert deswegen, weil es dieses Rennen nun mehr schon seit
10 (!) Jahren gibt und ich bisher nichts davon mitbekommen habe. Aber: Besser spät
als nie und somit war die Anmeldung zügig ohne große Überlegungen abgesandt.
Und da das Jahr auch kalendarisch schon recht weit fortgeschritten ist, war es
aller höchste Zeit für mein erstes Rennen 2021. Die antrainierte, recht passable Form muss
schließlich irgendwo hin.
Obwohl Spirkelbach unmittelbar ums Eck zu meiner sonstigen
Reisespots der Pfalz liegt, wurde es bei bisherigen Trainingsrunden noch nicht touchiert.
Somit war die Rennstrecke völliges Neuland für mich.
HÖLLENBERG-TRAIL-TROPHY – das klingt auf jeden Fall nach Unmengen
Trails, technischen Passagen, langen, steilen Uphills. Kurzum jede Menge
Abenteuer! Ich war im Vorfeld sehr aufgeregt. Dies ist bei mir vor und an Renntagen
immer so, beim ersten Rennen seit langer Zeit aber natürlich ganz besonders.
Und ich hatte auch am Tag des Rennens genügend Zeit aufgeregt zu sein, denn der
Startschuss fiel erst um 16 Uhr. Das ist in der Regel nicht so meine Zeit, da
ich in dieser Spätphase des Nachmittags meistens schon das Training absolviert
habe, den Körper runterfahre und auf das Abendessen warte. Aber Flexibilität
ist Trumpf im Sportlerleben. Ich lenkte mich ab, in dem ich die anderen
Teilnehmer beobachtete, die Wanderkarte am Parkplatz studierte und die letzten
Kohlenhydrate zuführte. Wenn man auf etwas wartet, scheint die Zeit immer
besonders still zu stehen. Aber irgendwann hieß es dann: Einteiler an, freie
Rolle aufklappen, warmfahren, Aktivator trinken und ab in den Startblock. Ich
liebe diese Routine, dieses spezielle Kribbeln vor dem Rennen, diese wohltuende
Aufregung, die Fokussierung vor dem Start, die Konzentration auf das Hier und
Jetzt. Ich liebe es einfach Rennen zu fahren!
Mit laut dröhnenden Bässen zu Wolfgang Petris „Hölle, Hölle,
Hölle“ und ein paar Feuersäulen neben dem Startbogen ging es dann endlich los. Auf
eine kurze Runde über den Spirkelbacher Fußballplatz, folgte eine holprige
Wiese, dann grobkörniger Schwimmschotter und schon ging es hinein in den ersten
Anstieg. Der Start war so schnell, dass mein Körper und Geist gar nicht so
recht wussten, was ihnen geschah. Meine Beine fühlten sich an wie Pudding. Ich
musste mich selbst zur Ordnung rufen: „Du fährst Rennen! Rennen! Rennen! Also
gib Gas.“ Im ersten Anstieg fand ich sodann aber in den Flow, sammelte die
ersten Fahrer vor mir wieder ein und schloss zur Spitzengruppe der Männer auf.
Das Tempo war direkt hoch, das Rennen war schließlich auch kurz: 25 Kilometer,
850 Höhenmeter. Sportlich, was die Höhenmeter angeht auf der Distanz. Und das
ganze fast nur auf Singletrails. Deswegen sollte man sich auch nie von den
Daten täuschen lassen.
Die erste Trailabfahrt hatte es sodann auch technisch direkt
in sich. Ich war froh, dass ich nach hinten zu meinen Verfolgern bereits eine große Lücke
aufgerissen hatte und somit keine anderen Fahrer im Nacken spürte. Das macht
mich nämlich immer nervös und animiert mich zu flüchtigen Fahrfehlern. So
konnte ich alleine mit großer Konzentration die Steine, Spitzkehren und
Steilpassagen abscannen und meistern. Im nächsten Anstieg schloss ich wieder
zur Spitzengruppe der Männer auf. Es folgte eine kurze, steile Schiebepassage
und obwohl ich mich fast ungebremst durch den nächsten Trail schlängelte,
schaffte ich es nicht, den Anschluss an die Männergruppe zu halten. Ab da fuhr
ich mein eigenes Ding – das mag ich ohnehin am liebsten. Ich genoss die
unendlichen Trails, freute mich in den Abfahrten immer wieder aufs Neue über
meine geliebte absenkbare Sattelstütze (ein echter Gamechanger für mich) und
konnte auch alle Anstiege mit einer super Pace fahren.
Die Rennstrecke bot über die gesamte Dauer keinerlei
Erholung, denn wenn es nicht steil bergauf ging, dann ging es technisch bergab.
Eine nicht enden wollende Cross-Country-Runde. Ein echtes Sahnestück! Mit dem
letzten Spitzkehrentrail kam dann das Ziel in Sichtweite und ich wachte mit der
Zieldurchfahrt aus einem Flowtraum auf, der mich 1 Stunde und 25 Minuten in
seinen Bann gezogen hat. Die Fahrtzeit lässt euch übrigens erahnen, wie
technisch die Strecke war.
Da in Blöcken gestartet wurde, erfuhr ich erst wenig später,
dass ich mit rund 12 Minuten Vorsprung schnellste Frau war und tatsächlich auch
nur 11 Männer schneller waren als ich. Damit war ich mehr als glücklich und
zufrieden mit meinen Fortschritten bergab – denn vor 2 Jahren wäre diese
technische Strecke für mich absolut krass und an vielen Stellen unfahrbar gewesen.
An dieser Stelle: Danke an die Organisatoren vom HTT
Spirkelbach für dieses einzigartige Event mit wirklich einzigartiger Strecke!
Es war eine Freude bei euch zu Gast zu sein.
Für mich geht es jetzt in zwei harte und intensive Trainingswochen,
bevor ich dann zum Etappenrennen „Durch den Dunkelwald“ ins Erzgebirge reise.
Darauf freue ich mich auch schon sehr. Denn Etappenrennen bieten die größte
geballte Dosis des Rennmodus.
Bis dahin: Keep on riding,
Vanessa
Zitate des Tages:
"Jetzt erst noch mal 225 mg Koffein um 16 Uhr hinter die Binde kippen - ob wir dann schlafen können?"
"Motto: Das Hardtail einfach wie ein Fully fahren."
"Never-ending-cross-country-Kurs"
"Pfalz eben. Kennste einen Spot, kennste alle Spots."
Hallo Vanessa, vielen Dank für deinen wunderschönen Artikel, freut mich sehr, dass wir mit der Veranstaltung so ins Schwarze getroffen haben und einen Pfalz-Profi noch überraschen könnten. Gruß Frank ( der mit dem Mikro und dem Interview). War uns eine Ehre und Freude, von deinem Feedback beim Interview leben wir.
AntwortenLöschenHallo Frank! Danke für deine Nachricht. :) Ich freue mich schon auf die Höllenberg-Trail-Trophy 2022! Viele Grüße Vanessa
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