Fahr´ mal hin: Malerisches Müllerthal in der Luxemburgischen Schweiz

 
Die Schweiz scheint für viele Menschen ein echter Sehnsuchtsort zu sein. Gibt es doch alleine in Deutschland unzählige Namensvetter unseres Nachbarlandes. Von der Sächsischen Schweiz über die Holsteinische hin zur fränkischen Variante bis zur Hinterländer Schweiz summieren sich erstreckend über jedes Bundesland in Deutschland insgesamt 105 offizielle Schweizen (*Quelle Wikipedia) auf.

Die Menschheit verbindet mit dem Begriff „Schweiz“ malerische Landschaften, einsame Flusstäler, schöne Bergwelten und den sorgenfreien Schweizer-Heile-Welt-Lifestyle. Ich kann es verstehen, mutet die echte Schweiz einem doch mit einer perfekt modellierten Welt – wie bei einer Modelleisenbahnlandschaft – ein echtes Feuerwerk für die Augen und alle anderen Sinne zu. Während munter die Kuhglocken zum melodischen Konzert bimmeln, geht der Blick vorbei an saftigen blühenden Almwiesen hin zu den Gipfelkreuzen der steinigen Bergketten.
Meine aktuellste Reise in unserem Campervan führte mich jedoch nicht in die echte Schweiz, dafür aber in unser Nachbarland Luxemburg. Denn auch hier lockt ein Ableger: Die luxemburgische Schweiz im Müllerthal. Durch das Müllerthal führt ein bekannter Wandertrail, der uns letztlich ins unbekannte Terrain lockte. Ein weiterer Grund war, dass Luxemburg als erstes Land in der Coronazeit seine Grenzen öffnete. Der Müllerthal Trail befindet sich rund um die Stadt Echternach. Unmittelbar hinter Trier gelegen, bildet hier der Fluss namens Sauer die Grenze zwischen Deutschland und Luxemburg. Von Mittelhessen aus war es für uns die nächstgelegene Grenzüberschreitung ins Ausland nach über 3 Monaten Lockdown.

Tag 1: Erkundungstour im fremden Land
Nach rund 250 Kilometern von meiner Heimat in Mittelhessen aus überquerten wir über die Echternachbrücke völlig unspektakulär - ohne Bundespolizei, Grenzschutz, Mundschutz, Kontaktdaten-Listenausfüllen wie beim Restaurant oder Einkaufswagen die Grenze in das kleine Beneluxland. Das war ja schon mal einfach. Die erste Hürde war sodann genommen. Wir steuerten den großen Parkplatz am Echternacher See an, den wir zuvor bei Google Maps als perfekten Ausgangspunkt für die erste Tour auserkoren hatten. Wir suchten verzweifelt den Parkscheinautomaten – doch siehe da: entgegen unserer Erwartungen war der große Parkplatz gebührenfrei. Wie übrigens alle anderen reichlich vorhandenen Parkplätze in der gepflegten Kleinstadt auch. Das ist der erste große Pluspunkt zur Förderung des Tagestourismus. Einzig ein Schild wies uns daraufhin, dass Campen und Übernachten von 22 bis 6 Uhr nicht erlaubt sei. Aber das hätten wir ohnehin nicht vorgehabt.



Ich war sehr gespannt darauf, die neue Gegend zu erkunden. Die Stadt wirkte sehr gepflegt, die Gegend allerdings unscheinbar. Wo sollen sich hier bloß felsige Landschaften verstecken, verwunschene Flusstäler und Schluchten? Allerhöchste Zeit also für die erste Entdeckungsrunde. Da mein Lieblingsmensch – im Gegensatz zu mir - über einen sehr ausgeprägten Orientierungssinn verfügt, verlasse ich mich tourenplanungstechnisch stets blind auf ihn. Durch diverse Luftbildanalysen und den Segmentfinder auf dem Portal Strava hatte er das Gebiet rund um Echternach bereits vom heimischen Sofa aus voll erschlossen. Wir konnten also direkt starten und nahmen uns zum Warmfahren eine Radroute rund um Echternach vor. Diese führte vorbei am See über Felder und Wiesen hinauf zu einem Plateau mit wunderschönen Weitblick. Dort tauchte die Runde in den Wald ein und gab einige Trails frei, die einen ersten Vorgeschmack auf das boten, was die Gegend ausmacht. Schmale, flowige Pfädchen gesäumt von imposanten Felsen, die wie zufällig hingeschmissen den Weg bereiten. Da wir auf der Suche nach einem Intervallberg waren, überquerten wir den Grenzfluss Sauer über eine schmale Brücke und wechselten zurück nach Deutschland. Dort fanden wir am Fuße des Schlosses Weilerbach (schön im Barockstil mitten im Wald gelegen) einen perfekten Intervall-Teeranstieg mit anschließender Trailabfahrt retour über den ausgeschilderten Felsenwanderpfad. Dieser entpuppte sich als echtes Sahnestück. Staubtrocken, flowig, mit Wechseln zwischen Steinfeldern und Wurzeln, gerade so steil, dass man nicht permanent an der Bremse hängt. Das Terrain war nun doch sehr pfalzähnlich – hätte man mich hier blindlings ausgesetzt, hätte ich mich sicher im Pfälzer Wald vermutet. Da kommt mir doch direkt die Frage auf, warum es eigentlich nicht Pfälzer Schweiz heißt?
 

Der erste Tag in Luxemburg mit kleinem Abstecher über die Grenze nach Deutschland war schon einmal ein wirkliches Trailfeuerwerk. Die Landschaft hat mich direkt in ihren Bann gezogen. Im Übrigen war in den Weiten des Waldes so gut wie kein Mensch unterwegs, wir hatten die Pfädchen weitestgehend für uns alleine.
Den Abend nutzten wir, um zu Fuß noch einige touristische Höhepunkte entlang des Weges zu erkunden und erhielten so einen ersten Eindruck des Müllerthaltrails, den wir morgen unter die Wolfpack-Bereifung nehmen möchten.
 


Tag 2: Unterwegs auf dem Müllerthaltrail
Unsere vorherige Recherche ergab, dass es sich in Luxemburg mit dem Übernachten im Auto wie in Deutschland verhält. Schafft man also am fortgeschrittenen Abend nach einer zehrenden Trainingseinheit den Weg zum Campingplatz nicht mehr, gilt es einen Platz zu suchen, an dem man in den Nachtstunden in aller Ruhe seine Fahrtüchtigkeit wiederherstellen kann. Erlaubt ist hier jeder Platz, der nicht ausdrücklich verboten ist. So erwachten wir mit den ersten Sonnenstrahlen (die Sonne geht in der Tat zu dieser Jahreszeit sehr, sehr früh auf) auf einem wunderschönen Hochplateau mit Blick in treue Kuhaugen, die neben uns bereits ihr Frühstück knabberten. Nach einem kurzen Nüchternlauf – getreu dem Motto der frühe Vogel und so - zur Aktivierung der Beine genossen wir den ersten Kaffee des Tages und das Frühstück im Camper. Hatte ich eigentlich schon einmal erwähnt, wie sehr ich das Vanlife liebe?!
 

 
Heute stand für uns der Müllerthaltrails auf dem Programm. Natürlich nur eine Etappe, denn der ganze Wandertrail ist 112 Kilometer lang und setzt sich aus 3 Routen plus 4 Extratouren zusammen. Er schlängelt sich durch die Region Müllerthal im Herzen der Luxemburgischen Schweiz. Der gleichnamige Ort ist einer der Einstiegspunkte. Der Trail trägt den Titel „leading trail best of europe“. Ob er diesen auch verdient hat? Wir begaben uns auf Entdeckungstour und nahmen die Route 3 in Angriff, die als mittelschwer beschrieben wurde und mit 37 Kilometern und 1000 Höhenmetern durch die vielfältige Landschaft führte.  Die drei Hauptrouten beginnen direkt am touristischen Hotspot des Müllerthals, dem sogenannten „Schießentümpel“. Hier hat die Natur ein einzigartiges Kleinod geschaffen, das in Form eines dreiteiligen Wasserfalles mit kitschigen Ambiente rundherum eine wirklich beeindruckende Atmosphäre schafft. Böse Zungen vermuten, es sei aus Tourismusgründen künstlich angelegt worden und kein Wunder der Natur. Wer hier ein gutes Bild erhaschen möchte, sollte entweder sehr früh sein oder an einem Werktag vorbeischauen, da der Fotospot mehr als beliebt ist.
 

 
 
 

 
Auf den ersten paar hundert Metern verlor ich zunächst fast die Lust am Müllerthaltrail, da er hier entlang des Baches mit einigen Schiebe- und Tragepassagen über Treppen aufwartet. Ich muss aber dazu sagen, dass es für mich nichts Schlimmeres gibt, als sein Rad zu schultern. Meine Toleranz gegenüber Schiebepassagen ist so gering, dass es mir so schon die ein oder andere schöne Tour vermiest hat. Für mich persönlich zeichnet sich die perfekte Tour dadurch aus, wenn ich von 4 Stunden Fahrtzeit 3 Stunden 59 Minuten und 40 Sekunden im Sattel saß. Aber das ist mein ganz persönliches Empfinden. Mein Lieblingsmensch hingegen nimmt solche kurze Tragepassagen völlig locker. Summa summarum nehme ich es schon einmal vorweg: Bei unserer Einheit auf Route 3 des Müllerthaltrails habe ich knappe 6 Minuten nicht im Sattel gesessen. Warum ich das so genau weiß? Ja ich pausiere natürlich den Garmin immer, denn sonst verhagelt es einem ja den Schnitt.
 

Auf den ersten beiden Kilometern der Route erwarten einen bereits sehr vielfältige Eindrücke: Eine in den Fels gebaute Brückenkonstruktion, ein glasklares Wasserbecken mit Regendusche, ein breites North-Shore-Element mitten durch Felsen hindurch – wunderbar flowig zum Durchrauschen.
 

 
Dann wechselt mit der Straßenüberquerung plötzlich auch die Landschaft: Hinein in einen Buchenwald zieht sich der schmale Trail perfekt modelliert und eingewandert durch ein großes Waldareal. Immer wieder tauchen bizarre Felsformationen auf. Aus dem Wald ausgespuckt wird man schließlich im stark französisch angehauchten Ort Larochette. Über diesem thront ein altehrwürdiges Schloss. Um in den Ort zu gelangen und wieder retour, summierten sich meine Tragepassagen auf – diesen kleinen Abstecher kann man allerdings auch einfach weglassen. Nach einer Trailauffahrt erreicht man ein grünes Hochplateu – vorbei an Getreidefeldern gespickt mit Kornblumen und Mohn genossen wir einen endlosen Weitblick. Niemals wäre man auf die Idee gekommen, dass wir soeben noch in einer felsigen Schlucht waren. Ein stetiges Wechselbad der Landschaften schafft so einen besonderen Reiz. Wir tauchten wieder ab in einen waldigen Trail, gespickt mit einigen Anstiegen. Den nächsten Etappenpunkt bildete die Burgruine Beaufort – die trotz ihres Alters (Entstehungszeit um 1192) noch recht gut da stand.
 
 
 
Es folgte ein weiteres Sahnestück von einem Trail entlang eines Bachlaufs mit vielen Steinelementen und magischen Wasserspielen am Rande, der schließlich am Ausgangspunkt der Route im Ort Müllerthal mündete.
Ich war geplättet von den ganzen landschaftlichen Eindrücken, dem Singletrailanteil von fast 100 Prozent und dem feinsten Feuerwerk an Pfädchen, die wir Mountainbiker so lieben. Ein echtes Fest für alle Sinne! Darauf tranken wir erst einmal einen kräftigen Kaffee im Van – denn eine ungeschriebene Camper-Regel für Radsportler ist schließlich: Trinke so viel Kaffee aus dem Mokkakännchen, wie du kannst.

Am Abend suchten wir die touristischen Hotspots noch einmal für ein paar Fotoimpressionen auf, bevor wir ein Nachtlager irgendwo im nirgendwo zur – na ihr wisst schon – Wiederherstellung der Fahrttüchtigkeit – aufsuchten.
 

Tag 3: Luxemburg lohnt sich
Weil ich die Burg Beaufort gestern so magisch fand, nutzen wir das unverbrauchte Morgenlicht für ein paar Fotos dort. Der Hinweg eignete sich auf dem langen Teeranstieg perfekt für ein langes Tempointervall. Zurück genossen wir noch einmal die Trailabfahrt entlang des Bachlaufs. Diesen teilten wir heute nur mit einigen wenigen Fotografen und hatten somit freie Fahrt.

Wir spielten das Intervallspiel noch einige Stunden weiter: Teeranstieg hoch, Trails runter. Man musste nur den Blick schweifen lassen und schon tat sich der nächste Pfad auf. Das Streckennetz ist riesig – man müsste sicher Wochen hier verbringen, um es komplett zu erschließen.
Unser Trainingstag startete heute so früh- beim Vanlife beginnt man sehr schnell mit der Sonne zu leben und nicht nach der Uhr – sodass wir bereits kurz vor Mittag mit fast 4 Trainingsstunden in den Beinen zum Auto zurückkehrten. Die Tage sind beim Leben im Camper ohnehin ewig. Wirklich ewig. Man vergisst das Gefühl für Raum und Zeit. Das ist wunderschön.
 


Bevor wir die Heimreise antraten, nutzten wir noch die ungemein günstigen luxemburgischen Spritpreise (Diesel 89 Cent, Benzin 99 Cent am Pfingstwochenende!) und erlebten damit in unserer noch recht jungen Autofahrepoche, dass wir mehr Liter bekommen, als wir Euros gezahlt haben. So lässt sich prima reisen.
Eine weitere signifikante Entdeckung blieb uns glücklicherweise bei einem kurzen Abstecher in den großen Echternacher Supermarkt nicht verborgen: Es gibt in Luxemburg keine Steuer auf Kaffee. So bekommt man ein Kilo Bohnen aller bekannten Premiummarken für unter 7 Euro! Da mussten wir direkt zuschlagen, rieseln bei uns die Kaffeebohnen doch schließlich kiloweise durch die Kaffeemühle.
 

 
So konnten wir nach drei tollen erlebnisreichen Tagen mit vollen Benzin- und Kaffeespeichern die Heimreise antreten.

Fazit:
Dem Vanlife sei Dank haben wir Luxemburg entdeckt. Denn ohne Camper wären wir wohl eher nicht zu einem Urlaub nach Echternach gefahren. Da hätten wir dann aber in der Tat etwas verpasst. Die Luxemburgische Schweiz hält malerische Landschaften, perfekte Trails und eine unendlich vielfältige Natur bereit. Besonders beeindruckt hat mich der Wechsel zwischen den Welten: Vom felsigen Bachtal, über die bizarre Schlucht bis hin zum sonnigen grünen Hochplateau mit Weitblick. Alles durchzogen von einem großflächigen Trailnetz und dem Müllerthaltrail als Wanderpfad. Die Wege sind allesamt gut ausgeschildert, sodass man sich sehr gut und schnell zurechtfindet. Die Natur ist trotz der guten Wanderinfrastruktur in ihrer Ursprünglichkeit belassen. Hier sind sogar alle Mülleimer am Wegesrand mit Holz verkleidet. Zudem gibt es statt wenig ästhetischer Sitzbänke einfache große Holzbalken zum Verweilen. Wir haben unseren Trip über das Pfingstwochenende gemacht. So war an den Wanderparkplätzen und in dessen näherem Umkreis viel los, in den Weiten der Wälder begegneten wir dann aber so gut wie niemandem mehr.
 


Alles in allem: Die kleine Schweiz in Luxemburg ist allemal eine Reise wert! Mountainbiker kommen hier voll auf ihre Kosten und die einzigartige Landschaft ist wirklich beeindruckend. Also fahrt´ doch mal hin und entdeckt unser Nachbarland.

Bis dahin:
Keep on riding,

Vanessa

 

 

Kommentare

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