Fahr´ mal hin: Dahner Felsenland - Mountainbike-Paradies mit Singeltrailgarantie

Soweit ein kurzer Schwenk
meiner Wahrnehmung der momentan etwas speziellen Zeit. Mein eigentliches
Ansinnen dieser Zeilen ist jedoch mein viertägiger Kurztrip in meine zweite
Wahlheimat - das Dahner Felsenland - am vergangenen Wochenende. Es war ein
Abenteuertrip in unserem Van, in dem wir vier Tage lang komplett autark lebten,
um somit zivile Kontakte und potentielle Corona-Virenherde zu meiden. Einmal
mehr zeigt sich hier der große Vorteil ein Zuhause auf vier Rädern zu haben.


Das „Vanlife“ lerne ich mit
jeder Tour mehr zu schätzen. Man kann losfahren wann und wohin man möchte. Man
kann spontan je nach Wetter agieren. Es wartet keine Verpflichtung, irgendwo zu
einer bestimmten Zeit anzukommen. Man wacht jeden Tag an einem anderen Ort auf.
Vergisst das Gefühl für Raum und Zeit. Steht mit dem den ersten Sonnenstrahlen
auf. Lernt Dinge wie frisches Wasser, die schnelle Hitze des Gaskochers, das
Blubbern des Kaffees im Mokkakännchen und den Strom aus der Powerbank wieder viel
mehr zu schätzen. Man trifft auf niemanden und hat unendlich viel Zeit ohne
Ablenkungen nur für sich.
Tag 1: Höhenmeter
am Kalmit
Der kurzen Anreise sei Dank
schafft man es von Mittelhessen aus innerhalb von 2,5 Stunden eine völlig neue
Welt zu erreichen. Der Naturpark Pfälzerwald wartet mit seiner ganzen
Ursprünglichkeit und Intaktheit auf. Hier herrschen zum Beispiel so gut wie
keine Borkenkäfer-Schädigungs-Armadas vor. Der Nadelwald ist von gesunden
Kiefern gespickt, die auf dem trockenen sandigen Boden beste
Wachstumsbedingungen vorfinden. Der im Mai noch zartgrüne Buchenwald strotzt
nur so vor guter Luft, wunderschönen Licht-Schatten-Spielen und Stille. Ja die
Stille ist hier ein angenehmer Weggefährte. Der Pfälzer Wald ist wenig
besiedelt. Die Ortschaften dünnen sich Richtung französischer Grenze immer mehr
aus. Die Landschaft wandelt sich hin zu unberührter Natur mit beindruckenden Felsformationen, die immer
wieder zwischen den Wäldern durchblitzen. Der Pfälzerwald gehört damit zu den
größten zusammenhängenden Waldgebieten Deutschlands. 
Den ersten Stopp unsere
Reise legten wir im Örtchen Maikammer am Fuße des Kalmit ein. Der Kalmit ist
mit knapp 673 Metern die höchste Erhebung im Pfälzerwald und somit
prädestiniert für die Jagd nach Höhenmetern. Es führen drei Anstiege hinauf,
die kurz vorm Gipfel in einer einzigen Auffahrt münden. Der Blick von oben
belohnt für jede einzelne Pedalumdrehung, gibt er doch eine unendliche Weite
hinab ins Rheintal frei. Bei guter Sicht kann man in der Ferne die ersten
Erhebungen des Schwarzwaldes erahnen. Ein besonderes Schmankerl am Kalmit ist,
dass der Berg komplett mit einem Netz an Singeltrails überzogen ist, die die
Abfahrten zu einem besonderen Erlebnis machen. Nicht umsonst testet das
Bike-Magazin dort regelmäßig neue Bikes. Das Trailnetz ist so ausgeprägt, dass
man sicher einige Tage benötigt, um alle Wege einmal gefahren zu sein. Der
Untergrund wechselt dabei von felsig über sandig bis hin zu rauen
Wurzelpassagen. Hier ist für jeden etwas dabei. Und eins haben alle Wege
gemein: Es ist staubtrocken! Die Wegebeschaffenheit ist so perfekt, weil es
selten regnet und wenn es regnet, bildet sich aufgrund des sandigen
Untergrundes kein Schlamm oder Matsch.
Wir genossen den ersten Tag
am höchsten Berg des Pfälzerwaldes in vollen Zügen und reisten am Abend voll
mit neuen Eindrücken weiter Richtung Dahner Felsenland. Von Maikammer sind es
ungefähr 45 Autominuten bis nach Dahn.
Tag 2+3: Singletrailfeuerwerk rund um Dahn
Das Städtchen Dahn bildet als Verwaltungssitz der Verbandgemeinde den kulturellen und wirtschaftlichen Mittelpunkt des Felsenlandes. Man findet in Dahn neben der guten örtlichen Nahversorgung, vielen Hotels und Ferienunterkünften auch 2 schöne Campingplätze. Das Gebiet vereint ein Wander-, Mountainbike- und Kletterparadies. So kommt in den Weiten der Wälder jede Interessensgruppe voll auf ihre Kosten. Und weil die Gegend so weitläufig ist, kommen sich Gruppen selten ins Gehege.
Um Dahn herum führen viele
prämierte Wanderwege. Oder besser gesagt Wanderpfade. In der
Mountainbikesprache: Singletrails! Und was lieben wir am allermeisten unter unseren
Pneus? Genau: Trails, Trails und noch mehr Trails. Wer hungrig nach einsamen
Pfädchen mit flowigem Untergrund in einer malerischen Landschaft ist, der wird
im Pfälzerwald mehr als satt. Es gibt so viele Pfädchen, dass man das
Streckennetz niemals komplett erfassen kann. Hinter jedem Abzweig, nach jeder
Weggabelung zwischen den bizarren Felsen – überall lauern neue Wege, die es zu
entdecken gilt. Training in einem Abenteuerland – das sind Bedingungen, von
denen man nicht genug bekommen kann.
Ich habe in der Pfalz den großen
Eyberg mit seinen 513 Metern zu schätzen gelernt, der mir für lange Intervalle
beste Voraussetzungen bietet. Belohnt wird man für jegliche Auffahrten dann mit
einer rasanten Abfahrt. So trainiert man neben der Kraftausdauer auch seine
Fahrtechnik. Selten habe ich so rennspezifische Trainingsbedingungen
vorgefunden wie hier im Dahner Felsenland: Intervalle im Gelände, mit Puls 180
in die Abfahrt, selbst kreierte Rennsimulationsrunden auf 99 Prozent
Singletrails. Klingt genauso paradiesisch, wie es ist. Der Grund, warum es mich
für Trainingslager immer wieder nach Dahn führt.

Dass die Pfalz auch als
deutsche Toskana bezeichnet wird, erklärt sich durch die Wetterbeständigkeit
und Trockenheit. Es ist hier stets einige Grad wärmer als bei uns in
Mittelhessen und die Sonne strahlt einige Stunden mehr vom azurblauen Himmel. So
trug es sich bereits zwei Mal zu, dass wir Anfang März hier ein Trainingslager in
kurz-kurzer-Radmontur absolviert haben, als bei uns daheim noch die letzten
Schneereste dahinschmolzen.
Klar gibt es auch hier
Regentage, doch selbst dann entsteht in den Wäldern so gut wie kein Schlamm.
Die Pfädchen trotzen der Witterung und erstrahlen direkt nach dem Regenguss
wieder in feinstem Glanz.
Unsere beiden Trainingstage
mit Basis in Dahn nutzten wir ausgiebig, um die besten Trails zu shredden, eine
harte Rennsimulation zu absolvieren und neue Pfade zu entdecken. Summa summarum
hatten wir einfach nur eine super tolle Zeit auf dem Bike!


Tag 4: Auf nach Rodalben : Trailanteil 100 Prozent!
Mit der Freiheit unseres
mobilen Zuhauses zogen wir am 4 .Tag in der Pfalz weiter nach Rodalben. Nach
rund 20 Kilometern gen Nordwesten erreicht man die Stadt im Herzen der Pfalz.
Zunächst mutet Rodalben unscheinbar an, jedoch verbirgt sich in den Wäldern
rund um die 7500-Einwohner-Stadt eine echte Perle. Auf feinsten Singletrails
schlängelt sich der Rodalbener Felsenwanderweg auf einer Länge von 43
Kilometern im Stetigen auf und ab einmal rund um Rodalben.
Der Pfad wartet dabei mit
allem auf, was das Mountainbikeherz höher schlagen lässt: Die Landschaft
wechselt zwischen Laub- und Nadelwald, sandig-flowig bis hin zu wurzelig grob.
Kurze Anstiege wechseln sich stets mit langen Abfahren ab. Der permanente
Richtungswechsel lässt einen dabei völlig vergessen, dass man sich im Bereich
eines „kleinen“ Waldareals befindet. Vorbei an bizarren Felsformationen bleibt
einem aber kaum ein Blick für diese Erscheinungen, fordert der Pfad doch
ständige Aufmerksamkeit.
Auf über 40 Kilometern
vollkommen im Singletrailflow zu sein – ich weiß nicht, ob es diese Erlebnis
noch an anderen Orten gibt. Zudem ist der Felsenwanderweg so gut in Schuss,
dass man meint, er wäre tagtäglich von Ästchen, Tannenzapfen und Laub befreit
worden. Wir waren an einem Dienstag auf dem Weg unterwegs, sodass wir keine Menschenseele
trafen. Da der Weg am Wochenende sicher stärker von Wanderern frequentiert ist,
sollte man den Zeitpunkt der Befahrung geschickt wählen.
Zudem sollte man sich von
den Kilometer- und Höhenmeterdaten (ca. 800 hm) nicht täuschen lassen, da das
sägezahnartige Profil mit ständigen Antritten, vielen giftigen kurzen Anstiegen
und ständiger Fokussierung auf die Abfahrten viele Körner kostet.
Wir haben im lockeren Tempo rund
3 Stunden benötigt und hatten ein breites Grinsen im Gesicht, als uns der Pfad
am Ende wieder in Rodalben aus dem Wald ausspuckte. Ein echtes
Single-Trail-Fest!
Fazit: Ein großer
Abenteuerspielplatz für Mountainbiker – so kann man das Dahner Felsenland
zweifelsfrei bezeichnen. Wer ein unendliches Netz an Singletrails mit viel Flow
sucht, wird hier fündig. Trotz der guten Infrastruktur an Wanderpfaden erhält
sich der Pfälzerwald seine Ursprünglichkeit. Natur pur.
Also, fahrt doch mal hin und
entdeckt diese einzigartige Gegend,
bis dahin:
Keep on riding,
Vanessa
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