Offseason – oder wie ich die wettkampffreie Zeit überstehe.
Um es direkt vorweg zu nehmen:
Offseason bedeutet zwar wettkampffreie Zeit, aber dadurch keineswegs
trainingsfreie Zeit. Das wissen die meisten von euch natürlich aus eigener
Erfahrung. Aber wie lässt sie sich nun am sinnvollsten und zielorientiertesten
Nutzen, diese Zeitspanne zwischen Oktober und März?

Vorfreude ist die schönste Freude.
Aus dem Tal heraus.
Mit dem Überqueren der
Ziellinie am letzten Wettkampftag der Saison wird einem schlagartig bewusst:
Das war es erst einmal! Ein letztes Kräftemessen, ein letztes Mal eine
Startnummer am Lenker, ein letztes Mal dieses
„Vorfreude-Aufregungs-All-Out-Rennfeeling“. „Das letzte Mal“ bezieht sich dabei
zwar nur auf einen - sagen wir überschaubaren Zeitraum von rund einem halben
Jahr - doch schwarz-auf-weiß erklingt dies am Ende einer Saison nach einer
unendlichen Ewigkeit. Denn wenn man seit März in einer permanenten
Wettkampfblase schwebt und diese dann plötzlich wie ein übervoller Luftballon
platzt, kann einem das durchaus kurz den Boden unter den Füßen wegreißen. Oder
vielmehr den Waldboden unter den Wolfpack Reifen. Es entsteht eine kurzzeitige
Leere ohne die gezielte Wettkampfvorbereitung, das viele Reisen und das
Rennfeeling. Gleichwohl als ob man einem Kind sein liebstes Spielzeug wegnimmt.
Also, was unternimmt man fortan? Genau, man füllt die Leere mit viel Training
und richtet den Blick geradewegs auf die Mission „Saison 2020“. Wichtig ist
hier vor allem „Ruhe bewahren!“ Ein Credo, das ich mir in der Tat in den
letzten Wochen häufig selbst vorsagen musste. Zu sehr krallte ich mich an meine
alte Form und wollte partout daran festhalten. Ein schwieriger Schritt auch
mental. Nur man kann seine mühsam antrainierte und durch rennhärte geschulte
Form nicht an 365 Tagen auf einem solch hohen Level halten. Leider.
Und es geht schon wieder los.
Meist ist meine lockere Phase
der Offseason (folglich der etwas lässigere nach
Lust-und-Laune-Trainieren-Oktober) schneller vorbei, als sie begonnen hat. Bis
ich realisiere, in welcher Zeitspanne ich mich befinde und mich dementsprechend
sortiert habe, beginnt dann auch schon wieder das zielgerichtete Training für
die neue Saison. Ich muss an dieser Stelle noch einwerfen, dass Training ohne
Plan und Struktur nach Lust und Laune bei mir ohnehin keine Option ist.
Natürlich habe ich immer Lust und Laune zum Training, aber dies insbesondere,
wenn ich einen guten Trainingsplan habe. Ohne dies erscheint mir mein Training
sinnlos – also das ist mein ganz persönliches Empfinden. Die einzigen Lockerungen
in der jungen Offseasonphase sind, dass man sich an einem Regentag zum Beispiel
nur 3 Stunden statt 4 Stunden Vollwaschgang gönnt. J
Widrige Witterung.
Womit wir an dieser Stelle passenderweise
dann den Übergang zum Wetter finden. Denn, dass Sommersportler im Winter gemacht
werden, macht es uns in Bezug auf die Witterungsbedingungen nicht immer leicht.
Grau, nass, kalt, windig, dunkel – ja, man muss sich kleidungstechnisch
wappnen, um dem Wetter Paroli zu bieten. Außer, man gehört zur
Zwift-Indoor-Fraktion, da kann man ganzjährig kurz-kurz fahren. Für mich zählt
durch die Erfindungen von wasserdichten Membranen, Softshell und Primaloft das
Wetter im Grunde nicht als Ausrede. Denn schließlich definiere ich mich als
Outdoorsportler, liebe die Natur mit all ihren Facetten und genieße die gute
Luft mit jedem Atemzug. Und es passiert schließlich nichts Schlimmes, wenn man
mal nass wird oder friert. Zudem brenne ich so sehr für den Radsport, dass mir
die Kälte unserer Breitengrade ohnehin nichts anhaben kann.
Neue Ziele.
Bevor man neue Ziele
definiert, sollte man zunächst überprüfen, ob die „alten“ Ziele erreicht sind.
Aus trainingswissenschaftlicher Sicht ist es sinnvoll, sich vor Beginn der
Saison drei Ziele zu setzten. Dies motiviert ungemein. 
Ziele können unter
anderem das Erreichen einer bestimmten FTP-Leistungsschwelle sein, der Sieg bei
einem Marathon, ein Alpencross und so weiter sein. Ergänzend zu meinen definierten
Saisonzielen (es ist auch immer besser, wenn man sich diese irgendwo notiert,
das macht es greifbarer) erstelle ich meinen Rennkalender. Damit steht dann
bereits die grobe Planung – Reisen, Trainingslager und Rennwochenenden sind
besser zu organisieren. Ich weiß also früh im Jahr, wo die Reise hingeht. Und
ich weiß dann auch, wie das Training zu steuern ist. Oder vielmehr weiß das
mein Trainer (www.training-mit-koepfchen.de).
J
Vorfreude ist die schönste Freude.
Was nun auch stetig wächst,
ist die Vorfreude auf das erste Trainingslager. Gleichbedeutend mit der Flucht
vor dem deutschen Winter. Hoch lebe die Mallorca-Tradition, die in jedem Winter
zweite Heimat auf Zeit und Zuflucht für viele Radsportler ist. Ich freue mich
bereits darauf und auch auf die vielen Trainingsstunden auf dem Rad, beim
Laufen und im Kraftraum, die ich bis dahin noch genießen werde. Denn was mit
Leidenschaft geschieht, ist immer schön!
Bis dahin: Keep on riding,
Vanessa
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