Sebamed Bike Day: Hitzekampf am Rhein

Nach dem Trainingslagermodus und der tollen Zeit in Österreich war ich nun mehr so halbwegs im Hier und Jetzt angekommen und fühlte mich bereit für den nächsten Rennstart. Und auf dieses Rennen freute ich mich besonders: Der Sebamed Bike Day in Bad Salzig erwartet die Starter jedes Jahr mit tollen Strecken, super Organisation und vor allem einem Starterbeutel, der das gezahlte Startgeld um Weiten überwiegt! Einfach nur toll und definitiv zu empfehlen. Wir brachen in den frühen Morgenstunden ins schöne Weltkulturerbe unteres Mittelrheintal nach Bad Salzig auf und machten uns somit gefasst auf eine ausdehnte Überlandfahrt durch den Westerwald. Nach den eisigen Temperaturen der letzten Nächte war ich überrascht, dass die Temperatur bereits um 6.30 Uhr 17,5 Grad betrug. Eine tropische Nacht. Doch das sollte nur das Warm-Up sein.



Gespickt mit einem bunten Allerlei an Umleitungen und Baustellen erreichten wir den Ort des Geschehens mit leichter Verspätung. Ich wurde direkt hektisch, weil ich Angst hatte, alle Vorbereitungen nicht rechtzeitig abschließen zu können. Völlig unbegründet natürlich, aber wenn ich aufgeregt bin, drehe ich manchmal durch. Da wir bereits zum vierten Mal am Start standen, hatten wir durch unsere erlangte Ortskenntnis selbstverständlich wieder einen geheimen Geheimparkplatz im Schatten mit besten Anbindungen an das Start- und Zielgelände als Ass im Ärmel. Nachdem ich mich ausgiebig über den üppigen Inhalt des Startbeutels gefreut hatte, begann ich mit dem obligatorischen Warmfahren. Eigentlich war mir aber auch schon warm genug. Denn in Bad Salzig – eigekesselt durch felsige Weinberge, direkt am Rhein gelegen – stand bereits die frühe Morgenluft in sengender Hitze. Trotz des Schattenplatzes sehnte ich mir eine Kühlweste herbei.
Der Start verzögerte sich durch einen Sturz auf der Langstrecke um einige Minuten, sodass der vorherige Koffeinshot schon im Startblock seine volle Wirkung entfaltete. In der neutralisierten Phase folgte die Strecke zunächst der Hauptstraße im Ort, bevor das Feld dann in den ersten langen Anstieg entlassen wurde. Dort knallte die Führungsgruppe los, als ob das Ziel bereits nach 500 Metern erreicht wäre. Die erste Attacke verpuffte aber recht schnell und ich konnte die Lücke zu den Männern wieder schließen. Der erste Berg zog sich über 17 Kilometer, unterbrochen durch wenige kurze Flachpassagen und Trailstücke – eigentlich ein Sahnestück für mich. Mein Tempo war auch gut, jedoch fühlte ich keinerlei Explosivität. Meine Beine waren eher neutral – weder gut noch schlecht. Doch meine Wattwerte verrieten, dass noch viel mehr Potential lauerte. Dieses konnte ich aber irgendwie heute so gar nicht ausspielen. Anstatt mich weiter auf das Rennen zu fokussierten, grübelte ich stattdessen darüber nach, woran dies liegen könnte. Kein allzu guter Ansatz mitten im Wettkampf. : )   Dabei wäre es in der Tat sinniger gewesen, die Aufmerksamkeit vermehrt auf die Streckenbeschilderung zu legen. Zweimal verpasste ich mit meiner Männergruppe einen Abzweig beinahe, was das gesamte Grundtempo stocken ließ. Auch wenn ich persönlich – da bin ich ein wirklich scharfer Selbstkritiker – mit meiner Leistung nicht ganz zufrieden war, genoss ich das Rennen. Sonnenschein, staubtrockene Trails, tolle Ausblicke auf den Rhein, das tun, was ich ab liebsten mache und einfach eine gute Zeit auf dem Rad zu haben. Darum geht es eigentlich und nicht um perfekte Wattwerte. Und je näher das Ziel kam, desto mehr freute ich mich, dass ich scheinbar trotz mäßiger Performance meine Führung verteidigen konnte. Manchmal täuscht das eigene Gefühl dann vielleicht doch oder die eigenen Ansprüche an sich selbst sind zu groß. Jedenfalls konnte ich den Gesamtsieg ins Ziel retten und war glücklich darüber. Und ziemlich überhitzt. Es fühlte sich körperlich gesehen eher nach einem mehrtägigen Etappenrennen an.



Was dann geschah, war nahezu unfassbar und ein noch nie dagewesenes Ereignis: Die Siegerehrung fand weit vor dem angegebenen Zeitpunkt statt! Ich hörte irgendwo in den Weiten des Zielbereiches mehrfach meinen Namen durch die Lautsprecher hallen und realisierte nicht, dass ich gerade die Siegerehrung verpasste. Darauf war ich überhaupt noch nicht eingestellt. Ein kurzer Antritt – ach Moment ich war zu Fuß, also Sprint - und ich schaffte es gerade noch auf das Siegertreppchen. Das war super, denn es ersparte die lange Warterei und bescherte mehr Zeit zum Regenerieren und Abkühlen.



Nächste Woche steht ein weiteres Bergzeitfahren auf dem Rennkalender und ich freue mich einfach auf eine gute Zeit auf dem Rad!
 
Bis dahin: Keep on riding,

Vanessa

 
Zitate des Tages:

“Wenn wir hier weiter radeln, sind wir gleich an der Mündung in die Nordsee.”

                               „Also wir fahren gerade gegen den Strom.“

                                               „Achso stimmt ja.“

„Du hast einen Hitzschlag.“

 

 

 
„Das sind die Ozonwerte, wette ich. Viel zu hoch!“

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