Saisonstart 2016: Der Warm-Up Marathon in Hellental
Der erste Renntag in einer neuen Saison ist ein bisschen wie
der erste Schultag nach den Ferien. Theoretisch weiß man ziemlich genau was auf
einen wartet. Und auf der anderen Seite hat man keine Ahnung. Nach fast 200
Tagen ohne Rennen stand für mich am Sonntag der „Warm-Up“ Marathon in Hellental
an, wo ich nun schon zum dritten Mal in Folge meine Rennsaison startete.
Am Vorabend hieß es also wieder: Taschen packen, Nudeln
essen, Bike vorbereiten. Morgens früh aufstehen, frühstücken und ab ins Auto.
Eigentlich alles Routine, aber trotzdem jedes Mal sehr aufregend, besonders an
diesem kühlen Aprilmorgen.
Dank meiner minutiösen Tagesplanung sind wir exakt zwei
Stunden vor dem Startschuss vor Ort und keine Viertelstunde später halte ich
meine erste Startnummer als Lizenzfahrerin in den Händen.
Okay, wir sind schon etwas früh dran. So habe ich aber
wenigstens noch genug Zeit, mich ausgiebig verrückt zu machen. Mein Lieblingsmensch
tut allerdings sein Bestes, um mich ausgiebig zu beruhigen und zu motivieren. Nach
und nach trifft auch der Rest meines neuen Teams ein, die ich zum Großteil
leider noch nicht kenne. Aber das wird sich im Laufe der Saison hoffentlich
schnell ändern. Immer mehr bekannte Gesichter tauchen auf, Umarmungen werden
ausgetauscht, neue Bikes besichtigt und Teamtrikots begutachtet. Dank meines
Teamkollegen halte auch ich kurz darauf mein neues Teamtrikot in den Händen und
kann eine Stunde vor Start mit dem Aufwärmen loslegen.
Um kurz vor 10 finde ich mich schließlich im vorderen Teil
des Startblocks wieder und als der Startschuss fällt komme ich erstaunlich gut
weg. Die nun folgenden Kilometer sind allerdings der Horror. Ich lasse mich von
den schnelleren Fahrern dazu verleiten, die steile Straße bergauf viel zu
schnell anzugehen. Als ich den ersten Berg hinter mir habe, bin ich völlig am
Ende. Mein Puls ist viel zu hoch, meine Beine brennen und es geht nichts mehr.
Auf den nun folgenden flachen, schnelleren Kilometer auf den breiten Forstwegen
des Sollings komme ich etwas zur Ruhe, doch ich bin nach wie vor völlig aus dem
Rhythmus und werde weiter im Startfeld nach hinten durchgereicht. Mit jedem
Fahrer der mich überholt wachsen meine Zweifel an meiner Form. Vielleicht bin
ich ja einfach noch nicht wieder so weit. Vielleicht habe ich im Winter doch
nicht so effektiv trainiert. Vielleicht sollte ich lieber aufhören.
Eine längere, flowige
Trailpassage bringt mich wieder auf Kurs. Trotz der vielen Grundlagenkilometer
fühle ich mich völlig sicher auf den technischen Passagen und mittlerweile
deutlich besser. Trotzdem werde ich von einer Gruppe eingeholt, die von zwei
Fahrerinnen und einem Fahrer gebildet wird. Ich werde freundlich eingeladen,
mich der Gruppe anzuschließen und auf der nun folgenden langen Gerade den
Windschatten und das Tempo mitzunehmen, wozu ich mich auch ohne weitere
Überlegungen entschließe. Gemeinsam passieren wir zum ersten Mal den
Zielbereich, dann die (trockene) Bachpassage und kämpfen uns nun den zweiten
berüchtigten Berg im Hellentaler Marathon hoch. Dabei wird unsere, bis dahin
sehr harmonische Gruppe dann doch auseinander gerissen, sodass ich und Dani
vorerst allein die letzten flowigen Kilometer unter die Stollen nehmen. Die
erste Runde ist geschafft und wir passieren das erste Mal den
Start-Ziel-Bereich. Als wir uns gerade zum zweiten Mal den Berg hinauf kämpfen,
fällt uns einer meiner Teamkollegen ins Auge, der sein Rennen eigentlich schon
beendet hat. Wir laden ihn allerdings ein, doch noch eine Runde mit uns zu
absolvieren, was er, ohne große Einwände, dann auch wirklich tut. Tobi
motiviert uns am Berg, scheucht uns vorwärts, schreit uns quasi dem Ziel
entgegen, während wir Trainingslagererfahrungen austauschen, über Urlaubsziele
und weitere wichtige Themen reden. So mancher Fahrer, der uns zuhört, wirkt
leicht verwirrt im Hinblick auf unseren Smalltalk.
Aber wir sind schnell. Sehr
schnell. Gemeinsam ziehen wir das Rennen bis zum Ende durch, kämpfen uns die
Berge hoch, geben auf den flachen Passagen Gas und genießen die Abfahrten. Und
als wir schließlich ins Ziel kommen, fallen wir uns einfach lachend in die
Arme. Was für ein Rennen!
Wo ich allerdings im Gesamtfeld platziert bin,
geschweige denn in meiner Leistungsklasse, kann ich überhaupt nicht
einschätzen. Als die Ergebnisliste allerdings ausgehängt wird, bin ich noch
aufgeregter als am Start. Ich habe gewonnen! Das erste Rennen als
Lizenzfahrerin für mein neues Team! Ich freue mich riesig und kann es auch eine
Woche danach kaum fassen. Dieses super Ergebnisse habe ich neben meinem
Lieblingsmenschen, der mich immer motivieren kann, vor allem Dani und Tobi zu verdanken,
ohne die es auch nur halb so viel Spaß gemacht hätte.
Trotzdem habe ich noch einen weiten Weg vor mir, bis die
Routine dann doch wieder zur Routine wird. Aber die Saison geht schließlich
gerade erst los und ich freue mich auf viele unvergessliche Rennmomente mit
meinem Team, meinen Lieblingsmenschen und meinen Mitfahrern und Mitfahrerinnen.
Saison 2016: Es kann los gehen, ich bin bereit!
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